Mein Hund mäkelt – woran liegt es?

„Ein gesunder Hund verhungert nicht vor dem vollen Napf!“ Leider hält sich diese vermeintliche Weisheit hartnäckig und appetitlose Hunde werden als mäkelig oder schlimmeres abgestempelt. Dabei können sich zahlreiche Gründe dafür verantwortlich zeigen, dass dein Hund nicht frisst. Hier erfährst du sie und erhältst praktische Lösungen dafür.

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  1. Hund frisst nicht – Gründe
    1. Zahnschmerzen
    2. Infekte und Parasiten
    3. Magenschmerzen und Unverträglichkeiten
    4. Stress
    5. Übelkeit durch Hunger
  2. Irrglauben bei Futterverweigerung
    1. Der Hund mäkelt!
    2. Hunde brauchen keine Abwechslung!
    3. Der Hund manipuliert dich!
    4. Hunde haben immer Hunger!
  3. Entspannt und abwechslungsreich vorbeugen

Hund frisst nicht – Gründe

Wenn ein Hund nicht frisst, können sich dafür mehrere Gründe verantwortlich zeigen. Sie zu kennen, macht es einfacher, die passende Lösung zu finden. Der erste Schritt ist also Ursachenforschung.

Die folgenden potenziellen Gründe helfen dir dabei, Probleme schneller zu erkennen.

Zahnschmerzen

Ist dein Hund ein guter Esser und steht plötzlich unschlüssig vorm Abendbrot? Dann solltest du zuerst das Maul kontrollieren. Zahnschmerzen und Zahnfleischentzündungen, eingeklemmte Fremdkörper oder Verletzungen können dazu führen, dass das Fressen schlicht zu schmerzhaft ist und lieber darauf verzichtet wird.

Regelmäßige Kontrollen und regelmäßiges Zähneputzen helfen dir zum einen dabei, Probleme im Bereich des Mauls schnell zu erkennen. Zum anderen beugst du damit Zahnstein und Zahnverlusten vor.

Infekte und Parasiten

Manche Hunde zeigen sofort an, wenn etwas mit ihnen nicht stimmt. Andere sind wahre Meister darin, Krankheiten und Schmerzen zu verstecken.

Appetitlosigkeit bei einem Hund, der ansonsten auch Müll inhalieren würde, ist daher immer ein ernstzunehmendes Zeichen, das dich auf direktem Weg zum Tierarzt bringen sollte.

Auch ohne weitere offensichtliche Symptome kann es sich um eine schwerwiegende Erkrankung oder um einen Befall mit Parasiten handeln. Beides muss so früh wie möglich therapiert werden.

Magenschmerzen und Unverträglichkeiten

Die Abneigung gegen ein bestimmtes Hundefutter wird gerne als Mäkeln abgetan oder sogar in ein vermeintliches Manipulieren und Dominanzverhalten verwandelt. Dabei solltest du es ernst nehmen, wenn dein Hund das Fressen verweigert – Leckerlis oder anderes Futter aber problemlos frisst.

Denn das kann ein Hinweis darauf sein, dass dein Hund von dem verweigerten Futter Magenschmerzen bekommt, ihm übel wird oder er sich davon einfach unwohl fühlt.

Aber er hat es doch bisher immer gefressen! Hier gilt zum einen: Die Menge macht’s. Manche Symptome treten erst auf, wenn sich gewisse Substanzen im Körper angereichert haben.

Bei Menschen ist das mit einer Histamin-Unverträglichkeit zu vergleichen. Einmal ein Glas Rotwein, sehr reife Tomaten und Salami sind für sich genommen kein Problem. Wird es hingegen jeden Tag in Kombination gegessen und getrunken, kommt es zu Beschwerden.

Zum anderen kann es eine Weile dauern, bis dein Hund sein Futter mit Beschwerden in Verbindung bringt und es deswegen meidet.

Stress

Mit anderen Tieren fressen, ein Napf im Durchgangsbereich, ein Mensch, der das Futter immer wieder wegnimmt – Stress schlägt auf den Magen. Das ist nicht nur bei Menschen der Fall.

Achte darauf, dass dein Hund wirklich in Ruhe fressen kann, das Geschirr nicht klappert oder rutscht. Denn selbst das kann einige sensible Vierbeiner verunsichern.

Übelkeit durch Hunger

Hunde nur einmal täglich zu füttern, hält sich leider genauso hartnäckig wie der „Tipp“, das Futter bei einem nichtfressenden Hund wegzunehmen und später wieder hinzustellen. Beides ist problematisch, denn:

Je länger ein Hund nichts frisst, desto größer ist das Risiko für Übelkeit und Appetitlosigkeit durch Hunger.

Das gilt vor allem, aber nicht nur, bei jungen und alten Hunden sowie Klein- und Kleinsthunden. Warum bei Klein- und Kleinsthunderassen? Weil sie einen schnelleren Stoffwechsel haben und dadurch auch schneller unterzuckern.

Ein noch deutlicheres Anzeichen für Appetitlosigkeit durch übermäßigen Hunger ist Nüchternerbrechen. Dabei erbricht der Hund Magensäure oder (gelben) Schaum und Speichel.

Abhilfe schaffst du, indem du das Futter auf mehrere Mahlzeiten aufteilst. Nicht ganz so einfach ist es, einen Hund zum Fressen zu bewegen, weil ihm durch Hunger übel ist.

Hier ist erfahrungsgemäß das Anfüttern von Hand erfolgreich. Das bedeutet, deinem Hund zunächst einige Stücke besonders leckeren Futters oder einige Leckerlis direkt zu geben. Leberwurst, Geflügelschinken, Käse, Hundesalami oder notfalls Katzenfutter – auf den Gesundheitsaspekt kommt es zunächst nicht an. Danach wechselst du die Leckereien mit dem Futter ab oder mischt sie so darunter, dass dein Vierbeiner sie nicht leicht heraussortieren kann. Hat er erst einmal wieder etwas im Magen und lässt die nächste Mahlzeit nicht zu lange auf sich warten, wird die Übelkeit reduziert.  

Irrglauben bei Futterverweigerung

Wenn ein Hund sein Futter nicht frisst, werden ihm gerne alle möglichen Unterstellungen gemacht. Hier findest du die häufigsten (und dümmsten) Annahmen.

Der Hund mäkelt!

Wenn ein Hund nicht absolut alles frisst, was ihm vorgesetzt wird, ist er mäkelig. Dass es dafür eine ganze Reihe anderer Gründe geben kann, weißt du jetzt.

Aber selbst, wenn er ein bestimmtes Futter schlicht und einfach nicht mag – was ist daran schlimm? Mit Sicherheit isst du auch nicht alles, was auf den Tisch kommt, und vielleicht gibt es sogar Lebensmittel, vor denen du dich ekelst. Warum muten wir also Hunden etwas zu, woran wir uns als Menschen nicht halten?

Immer wieder das gleiche Futter hinzustellen und darauf zu setzen, dass der Hunger es schon irgendwann reintreiben wird, führt vor allem zu einem: Frust auf beiden Seiten. Außerdem ist es ein wunderbares Beispiel dafür, dass es dir nicht um das Wohl deines Hundes geht, sondern darum, seinen Willen zu brechen.

Gesteh deinem Hund ruhig zu, mäkelig zu sein. Nicht selten hat das gute Gründe.

Hunde brauchen keine Abwechslung!

Seit der Einführung des industriellen Hundefutters werden Hundehalter davon überzeugt, dass eine Marke und eine Sorte Trockenfutter oder Dosenfutter nicht nur vollkommen ausreicht, sondern Tag für Tag gegeben das Beste für den Hund ist. Hunde brauchen keine Abwechslung.

Das ist Bullshit.

Aber durchaus gut und erfolgreich – für die Hersteller des Hundefutters. Hast du „deine Marke“ gefunden, bleibst du ihr treu und verfütterst sie jeden Tag und wirst damit zu einem besonders verlässlichen und einträglichen Kunden.

Allerdings ist es utopisch zu glauben, dass ein einziges Futtermittel wirklich jeden individuellen und variierenden Nährstoffbedarf perfekt deckt. Mit Abwechslung schaffst du das hingegen.

Für die Gesundheit deines Hundes und für dein Portemonnaie ist es daher ein absoluter Vorteil, nicht jeden Tag das Gleiche zu servieren.

Abgesehen davon vermeidest du mit einem abwechslungsreichen Speiseplan einerseits Über- und andererseits Unterversorgungen. Ebenso wie die Futtermüdigkeit.

Denn genau wie Menschen können Hunde ihr Futter auch einfach mal „über“ haben und es deswegen nicht mehr anrühren.

Der Hund manipuliert dich!

Immer wieder gerne wird behauptet, wenn ein Hund sein Futter nicht frisst, will er sich behaupten, die Rangordnung infrage stellen und dich manipulieren, damit du ihm etwas Besseres gibst.

Denken wir einmal kurz darüber nach: Ein Tier, das in jeder Beziehung und in jedem Bereich von dir abhängt, hungert notfalls tage- oder gar wochenlang – einzig und allein, um dir eins auszuwischen und dich zu dominieren. Weil? Was hat der Hund davon?

Dass er immer schwächer wird und immer mehr leidet? Klingt das für dich logisch? Oder ist der Hund, der gerne mit dir spielt, gerne mit dir spazieren geht und gerne mit dir kuschelt, vielleicht absolut nicht daran interessiert, dir durch das Verweigern von Futter auf die Nerven zu gehen?

Dein Hund will dich nicht ärgern!

Er ist nicht dein Feind, er will nicht dein Chef sein oder dir auf der Nase herumtanzen, und selbst wenn, gäbe es dafür deutlich bessere Möglichkeiten, als das Futter stehenzulassen.

Die Unterstellung, Hunde würden hungern, um zu manipulieren, ist eine krasse und bescheuerte Vermenschlichung und spricht Bände über die Menschen, die den Blödsinn behaupten. Nicht über Hunde.

Hunde haben immer Hunger!

Es gibt tatsächlich Hunde, die kein Sättigungsgefühl haben. Es ist ihnen körperlich nicht möglich, da ein bestimmtes Gen fehlt. Allerdings handelt es sich dabei um Ausnahmen.

Die meisten Hunde können problemlos satt werden und sein. Bei besonders hohen Temperaturen und wenn nicht sonderlich viel unternommen wurde, zu viel Stress besteht oder die Verdauung verlangsamt ausfällt, kann es also vorkommen, dass weniger oder auch mal gar nicht gefressen wird.

Nimmt dein Hund dann dennoch Leckerlis an oder sagt nicht nein zu einem Happen von deinem Essen? Dann hat er sich Menschen verdammt gut angepasst, denn selbst wer satt ist, hat trotzdem noch Platz für ein Eis oder Chips.

Entspannt und abwechslungsreich vorbeugen

Krankheitsbedingter Appetitlosigkeit kannst du nicht in jedem Fall vorbeugen. Futterverweigerung und Futtermüdigkeit hingegen schon. Den Speiseplan deines Hundes zu variieren und nicht täglich das Gleiche zu füttern, ist einfach, effektiv und dazu gesund.

Mach aus der Fütterung kein Dominanzspielchen und erfreu dich lieber daran, wenn du deinem Hund etwas Gutes tust oder, dass Genuss und Geschmack auch bei seinen Mahlzeiten eine Rolle spielen. Das ist deutlich entspannter und lohnender für euch beide.

Eine Antwort zu „Mein Hund mäkelt – woran liegt es?”.

  1. […] das sie zuvor problemlos oder sogar gern gefressen haben. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass sie mäkelig sind, sich anstellen oder tatsächlich weniger Hunger […]

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