Pinkeln, Häufchen und wieder nach Hause? Wenn das Gassigehen zum reinen Toilettengang verkommt, schadest du deinem Hund in mehrfacher Hinsicht. Denn regelmäßige und ausreichende Bewegung ist nicht nur entscheidend für die Muskulatur. Sie ist ebenso wichtig für das Immunsystem, die geistige Entwicklung und das Wohlbefinden. Übrigens nicht nur bei deinem Hund.
- Mit Hund gehe ich öfter raus!
- Aus guten Vorsätzen werden Runden um den Block
- Warum ist Bewegung so wichtig für deinen Hund?
- Spaziergänge zur Gewohnheit werden lassen
Mit Hund gehe ich öfter raus!
Kommt dir dieser Vorsatz bekannt vor? Ich höre exakt diesen Satz oder auch Abwandlungen davon unfassbar oft. Der Hund wird als Joggingpartner angeschafft. Oder als Sicherheit, weil jemand nicht gerne allein unterwegs ist.
Oder als Wundermittel, weil die Bewegung im Freien bisher verhasst ist und die Fellnase das ganz bestimmt ändern wird.
Butter bei die Fische: Ein Hund wird dir nicht beim Abnehmen helfen. Sofern du nicht abnehmen willst. Ein Hund wird dir nicht dabei helfen, fit zu werden, wenn du dich nicht darauf einlässt. Und auch dann wirst du nicht um 3 Uhr nachts aufstehen und jubeln, weil dein Hund Durchfall hat und du gerade halb bekleidet in der kalten Nacht stehst.
Mit einem Hund wirst du sehr wahrscheinlich öfter vor die Tür müssen. Ob du freiwillig oder aus bloßer Notwendigkeit gehst, ist eine vollkommen andere Geschichte. Gerade die Freiwilligkeit und die Länge der Runden sind es aber, die über die Qualität für euch beide entscheiden.
Aus guten Vorsätzen werden Runden um den Block
Was ich leider fast ebenso oft erlebe wie die guten Vorsätze, ist das, was aus ihnen wird. Bei „schlechtem“ Wetter lösen sie sich in Luft auf. Aus den langen Strecken werden kurze Runden um den Block. Der Hund kommt nur noch so weit raus, dass er Blase und Darm leert.
Eventuell wird er noch zur Hundewiese gebracht. Hier kann er schließlich mal rennen. Auch die Hundeschule oder Spieltreffen stehen als Ersatz für Spaziergänge und Wanderungen hoch im Kurs. Dabei können sie die regelmäßige und gleichförmige Bewegung weder für deinen Hund noch für dich ersetzen.
Warum ist Bewegung so wichtig für deinen Hund?
Der Spaziergang mag dir öde vorkommen. Vor allem, wenn du täglich die gleichen Runden gehst oder du der Bewegung an der frischen Luft nichts abgewinnen kannst.
Für deinen Hund und für deine Gesundheit haben lange Gassirunden jedoch einen hohen Stellenwert. Und das gleich aus mehreren Gründen.
Körperliche Fitness
Muskulatur, Kreislauf und Stoffwechsel profitieren von den längeren Sporteinheiten. Wie beim Menschen müssen die Muskeln regelmäßig trainiert werden, damit sie in Form und kräftig bleiben.
Je mehr Muskeln dein Hund hat, desto geringer ist das Risiko für Übergewicht. Das gilt auch dann, wenn du ihn satt fütterst. Hinzu kommt, dass Muskeln Knochen und Gelenke stabilisieren. Du beugst mit der Bewegung Verletzungen, Schmerzen und typischen Alterserscheinungen vor.
Herz und Lunge werden durch längere, regelmäßige Wanderungen ebenfalls trainiert und gestärkt.
Stärkung des Immunsystems
Halten sich Menschen den größten Teil des Tages in Innenräumen auf, sind sie einer immensen Keimbelastung ausgesetzt. Der Bewegungsmangel wirkt sich zudem nachteilig auf den Stoffwechsel aus und ist abträglich für die Darmgesundheit.
Dadurch wird das Immunsystem geschwächt und gleichzeitig mit Erregern bombardiert. Tägliche und längere Bewegung an der frischen Luft ist unter anderem ein Training für die körpereigenen Abwehrkräfte.
Nicht umsonst sind Sportler außerhalb der Phasen mit Überanstrengungen seltener krank als Menschen, die die Bewegung vernachlässigen.
Für deinen Hund bedeutet die ausreichende Auslastung also eine Erleichterung. Für dein Budget und deine Gesundheit ebenfalls, denn du musst seltener zum Tierarzt und bist seltener krank.
Geistige Entspannung
Oftmals kommt als Begründung für seltene oder ausschließlich kurze Spaziergänge mit dem Hund, dass der Vierbeiner ansonsten überall mitkommt. Café, Restaurant oder Einkaufszentrum – der Vierbeiner ist immer mit dabei.
Das mag – abhängig vom Hund – tatsächlich schön und eine Bereicherung sein. Meistens ist es das nicht. Hinzu kommt, dass es keine ausgedehnte körperliche Bewegung ersetzt. Obwohl Hunde dabei mit Reizen bombardiert werden, kommt die gesunde, körperliche Auslastung extrem zu kurz.
Beim Laufen im eigenen Tempo und ohne zig Menschen, Geräusche und Enge wird bei dir und deinem Hund gleichermaßen Stress abgebaut. Ihr könnt euch dabei entspannen.
Das bedeutet besseren Schlaf, wiederum eine geringere Anfälligkeit für Krankheiten und eine verbesserte Aufnahmefähigkeit.
Gleichgewichtssinn, Koordination und Zeitung lesen
Gestaltest du Spaziergänge richtig und baust außer gleichförmigem Traben Abwechslung auf den Strecken ein, kannst du den Gleichgewichtssinn trainieren, die Koordination fördern und damit das Hirn und den Bewegungsapparat deines Hundes gleichermaßen herausfordern.
Ganz nebenbei hat dein Hund die Gelegenheit, „Zeitung zu lesen“. Die Gerüche von Artgenossen und anderen Tieren stimulieren das Hirn ebenfalls und bieten deinem Vierbeiner die Möglichkeit, ein hundetypisches Verhalten und Bedürfnis auszuleben.
Spaziergänge für die Bindung
Häufig unterschätzt ist, welche Wirkung Spaziergänge auf die Bindung zwischen Hund und Mensch haben (können). Gemeinsam durch die Gegend zu streifen, Neues zu entdecken, sich Herausforderungen zu stellen und positive Erlebnisse zu schaffen, stärkt die Verbundenheit.
Voraussetzung hierfür ist, dass du auch mit den Gedanken bei deinem Hund bist und gelegentlich Abwechslung einbaust.
Schaust du stattdessen auf dein Telefon, stehst unter Zeitdruck oder gehst täglich die exakt gleiche Runde? Bist du genervt, weil ihr immer wieder unangenehme Begegnungen habt?
Konzentration und Variationen der Hunderunde schaffen Abhilfe.
Alternativen zu Spaziergängen
Die schlechten Nachrichten zuerst: Es gibt keine. Ausgedehnte Spaziergänge in ruhiger und schöner Umgebung lassen sich nicht durch Training oder Spielen ersetzen. Sie lassen sich lediglich ergänzen.
Braucht dein Hund mehr Bewegung, als du ihm (aktuell) bieten kannst? Denk über die Anschaffung eines Hundelaufbands nach. Finde einen verlässlichen Gassigänger. Gestalte auch kurze Runden anspruchsvoller und vielseitiger.
Es gibt viele Möglichkeiten, deinen Hund auszulasten – auch dann, wenn du es (gerade) nicht selbst leisten kannst. Du kannst damit sogar Menschen helfen, die ohne eigenen Hund Hundeerfahrung sammeln wollen.
Spaziergänge zur Gewohnheit werden lassen
Aller Anfang ist schwer. Leicht ist es hingegen, beim ersten Regentropfen den Rückzug anzutreten und die Hunderunden so schnell zu absolvieren und so kurz zu halten wie möglich.
Abhilfe schafft es hierbei, auch als Mensch so viele positive Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Mach es dir nicht schwer aufzubrechen, sondern mach es dir leicht und sorg für Vorfreude. Sind ausgedehnte Ausflüge einmal zur Gewohnheit geworden, wirst du sie nicht mehr missen wollen.
Wie das funktioniert, erfährst du in „Wie motiviere ich mich zum Gassigehen mit meinem Hund?“
Vielen Dank an Johann D. für die Unterstützung mit Fotomodell Takeo.

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