Hast du schon einmal die Begriffe Resilienz und Hund gegoogelt? Dabei findet man unzählige Artikel dazu, die Sozialisierung und die Widerstandskraft der Vierbeiner zu stärken und zu trainieren. Was du hingegen nicht findest, sind Übungen und Tipps für dich, um mit den Belastungen als Hundehalter einfacher und besser umzugehen und dich schneller von Rückschlägen zu erholen. Das ändert sich mit diesem Ratgeber. Hier erhältst du eine kurze Anleitung dazu, womit du rechnen musst und wie du zu mehr Gelassenheit im Alltag gelangst.

Widerstandskraft als Hundehalter trainieren
Egal wie gut du dich vorbereitet hast und egal wie bereichernd dein Vierbeiner für dich ist, als Hundehalter kommen reichlich Verantwortung und Belastungen auf dich zu. Das gilt selbst dann, wenn du alles richtig machst und einen perfekt erzogenen, verträglichen Hund hast. Denn nicht alles liegt in deiner Macht.
Typische Probleme und Belastungen sind:
- Welpenblues
- Rückschläge bei der Erziehung
- andere Hundehalter
- Krankheiten
- Euthanasie
Welpenblues kann jeden treffen
Vor allem als Ersthundehalter kannst du trotz optimaler Vorbereitung und dem endlich erfüllten Hundewunsch in ein Loch fallen. Die Verantwortung, die Herausforderungen und das Einstellen auf ein anderes Lebewesen sind viel auf einmal. Hinzu kommt nicht nur bei Welpen gestörter Schlaf.
Doch du kannst den Welpenblues überwinden, wenn du ein paar einfache Tipps befolgst.
Rückschläge bei der Erziehung
Als ambitionierter Hundehalter willst du von Anfang an alles richtig machen. Vielleicht hast du Ratgeber gelesen, bist schon in der Hundeschule angemeldet oder hast bereits einige Kurse und Jahre Erfahrung hinter dir.
Funktioniert die Erziehung nicht wie gewünscht oder gibt es dabei Rückschläge, ist das enttäuschend und frustrierend.
Doch es gibt Möglichkeiten, besser damit umzugehen.
- Verstehe deinen Hund: Nicht nur Menschen haben eine Tagesform, die mal mehr und mal weniger gut sein kann. An schlechten Tagen können bereits perfekt sitzende Kommandos einfach nicht funktionieren und Lernen läuft ins Leere. Ebenso können Hormone, Entwicklungsschübe und Ablenkungen dazu beitragen, dass dein Hund einfach nicht bei der Sache ist oder etwas anderes wichtiger findet.
- Gib euch Zeit: Höher, schneller, weiter und das möglichst im Turbogang – Hunde zu überfordern und zu schnell viel zu viel zu erwarten, ist weit verbreitet. Geh langsam und Schritt für Schritt vor. Halte die Trainingseinheiten kurz und beende sie immer dann, wenn ihr einen Erfolg verbuchen könnt. Dadurch erleben du und dein Hund deutlich weniger Stress und Frust.
- Arbeite positiv und klar: Wenn dein Hund dich nicht versteht oder Training mit negativen Erfahrungen verbindet, sind Frust und Rückschläge vorprogrammiert. Positives Lernen bedeutet deutlich mehr Spaß und Erfolg für euch beide.
- Dein Hund arbeitet nicht gegen dich: „Das macht er doch mit Absicht!“ – Hand aufs Herz, wie oft denkst du dir das, wenn dein Hund geflissentlich ein Kommando ignoriert oder etwas tut, was er besser wissen sollte? Versuch es anders zu betrachten. An manchen Tagen ist die Wildspur oder der Duft einer läufigen Hündin einfach spannender. Dennoch macht dein Vierbeiner es nicht, um dich zu ärgern. Davon hat er nichts.
- Vermeide Vergleiche: Wenn Nachbars Fifi alles schneller und besser umsetzt, weniger Training braucht und dein Hund daneben wie ein Teenager in einer Trotzphase wirkt, sorgt das für mehr als schlechte Laune. Es kann dich an dir selbst zweifeln lassen. Lass die Vergleiche bleiben. Verschiedene Rassen und Hunde haben verschiedene Reaktionszeiten, unterschiedlichen Will to Please, lernen anders und haben ihre Stärken und Schwächen. Ebenso wie du dich beim Joggen nicht mit Leistungssportlern vergleichen solltest oder beim Damespielen mit Schachweltmeistern, solltest du es auch bei deinem Hund unterlassen.
- Strebe nicht nach Perfektion: Ein perfekt erzogener Hund, der 150 Kommandos beherrscht, ist beeindruckend – keine Frage. Aber brauchst und willst du das wirklich? Überlege bei allem, was du deinem Hund beibringen willst, ob es dir tatsächlich wichtig ist, du es braucht und du dahinterstehst. Das reduziert die Liste in der Regel radikal und nimmt den Druck.
- Konzentrier dich auf Erfolge: Es ist einfach, sich über Rückschläge zu ärgern und dabei die Erfolge vollkommen aus den Augen zu verlieren. Betrachtest du hingegen, wie weit ihr bereits gekommen seid, setzt die Perspektive alles in die passende Relation.
Andere Hundehalter
Hundehalter können dir ganz wunderbar das Leben zur Hölle machen. Aufgezwungene Kontakte, weil der Hund dringend hallo sagen muss, ungesicherte, gefährliche Hunde, komplett fehlende Rücksichtnahme und je nach Rasse und Hundegröße reichlich Vorurteile – wenn du dir gelegentlich wünschst, auf deiner Hunderunde niemanden zu treffen, bist du damit nicht allein.
Hinzu kommen noch vermeintlich gut gemeinte Ratschläge, die sich verdächtig nach arroganten Belehrungen anhören bis hin zu wirklich gefährlichen oder sogar eskalierenden Situationen.
Du wirst mehr als einmal von anderen Hundehaltern genervt sein und dich vielleicht sogar darüber ärgern, dass du deinen Hund nicht ausreichend vor anderen geschützt hast.
Die Lösung dafür erfordert etwas Geduld und Übung. Bevor wir dazu kommen: Sprich dich aus. Dampf abzulassen kann helfen und nervige Begegnungen hast nicht nur du. Der Austausch mit Gleichgesinnten kann dir außerdem dabei helfen, manches anders und vielleicht sogar entspannter zu betrachten. Aber nun zu den Tipps:
- Schütze deinen Hund: An erster Stelle steht die Sicherheit. Nimm deinen Hund hoch oder bring ihn auf Kommando hinter dich, wenn du ihn schützen musst. Lern andere Hunde zu blockieren und abzuschrecken.
- Lern nein zu sagen: „Der tuuuut nix!“, oder „Der will nur spielen!“ tritt neben dem allseits beliebten „Der will nur hallo sagen!“ immer wieder gerne auf. Wenn du oder dein Hund keine Lust darauf haben, sag nein. Lass dir keinen Kontakt aufzwingen, um einem vollkommen Fremden Folge zu leisten. Wer deine Grenzen nicht respektiert, hat auch keinen Respekt und schon gar keine Wunscherfüllung verdient.
- Werde deutlich: Laut und deutlich zu werden, um sich andere Menschen und Hunde vom Hals zu halten, ist nicht jedermanns Sache. Leider lässt es sich manchmal nicht vermeiden. Findet dein Gegenüber, dass du überreagierst? Gut so, dann wirst du in Zukunft schneller in Ruhe gelassen.
- Sei geduldig mit dir selbst: Wenn es nicht in deinem Naturell liegt, bestimmt und laut aufzutreten, benötigst du Zeit und Übung. Am besten funktioniert das anfangs mit Menschen, die du kennst und mit denen du dein Durchsetzungsvermögen in gestellten Situationen trainieren kannst. Klingt albern, ist jedoch wirksam. Mach dir zudem bewusst, dass du dich deutlich mehr darüber ärgern wirst, wenn dein Hund belästigt, verschreckt oder sogar verletzt wurde als darüber, dass du einen Fremden angeschrien oder einen anderen Hund vertrieben hast.
- Geh mit gutem Beispiel voran: Jeder ist mal der nervige Hundehalter und keiner ist perfekt. Rücksichtnahme und, falls doch mal ein Fehler oder Versehen passiert, die Worte „Es tut mir leid.“ machen dich zum guten Beispiel und zu einem Vorbild. Zudem hinterlassen sie ein positives Gefühl bei dir.
Krankheiten und Verletzungen
Unerklärlicher Durchfall, Flöhe, Unverträglichkeiten oder Verletzungen sind nicht nur Belastungen für deinen Hund. Musst du dich intensiv kümmern, hast Angst um deine geliebte Fellnase oder weißt nicht weiter, geht das an die Substanz.
Schlafmangel, Geldsorgen und sogar organisatorische Probleme bei der Betreuung können dich an den Rand der Verzweiflung und darüber hinaus treiben.
- Absicherung und Vorbereitung: Ein finanzielles Polster und Betreuungsmöglichkeiten für den Notfall sind wichtig bei der Hundehaltung. Im Idealfall hast du dir beides ebenso wie eine Tierversicherung bereits vor der Anschaffung zugelegt. Falls nicht, lies einfach weiter.
- Hilfe in Anspruch nehmen: Selbst, wenn du gespart hast und selbst wenn du ein gutes soziales Netz und andere Betreuungsmöglichkeiten hattest, kann sich der Zustand ändern. Erspartes ist nicht unendlich und sogar professionelle Hundebetreuungen können ausfallen. Tierheime, Hilfsvereine, Tierärzte, Hundesportvereine, Rasse in Not Vereine, Züchter, Freunde und andere Hundehalter können dich unterstützen. Tierliebe verbindet und zu fragen, kostet nichts. Falls dir das Fragen schwerfällt, denk daran, dass du dich in Zukunft revanchieren kannst.
- Gesprächspartner suchen: Über deine Probleme zu sprechen löst sie zwar nicht, sorgt aber für mehr Verständnis und in manchen Fällen für Unterstützung. Ein soziales Netz stärkt zudem deine Widerstandskraft.
- schrittweise vorgehen: Fühlst du dich überwältigt? Unterteile deine Aufgaben in einfache Schritte, die du schnell abhaken kannst. Das ist nicht immer möglich. Einen Plan aufzustellen, kann dennoch hilfreich sein. Es verschafft dir einen Überblick und hilft beim gezielten Vorgehen.
- Zeit für dich: Ist dein Hund krank oder verletzt und leidet oder muss gerade eingeschränkt werden, musst du umfassend putzen oder ständig raus? Das zehrt an deinen Kräften. Hinzu kommen reichlich Sorgen. Ausreichend zu trinken, zu essen und wenigstens ein paar Minuten durchatmen zu können bewirkt keine Wunder, hält dich aber bei Kräften.
Deinen Hund gehen lassen
Vollkommen überraschend oder nach langer Krankheit, ruhig eingeschlafen oder erlöst – der Tod deines geliebten Vierbeiners stellt deine Widerstandskraft auf eine harte Probe.
Sich von der Trauer zu erholen und zu lernen, mit dem Verlust umzugehen, erfordert Zeit und Kraft. Doch es gibt Tipps, durch die du mit der Trauer besser umgehen kannst, ohne dich selbst unter Druck zu setzen.
Leben mit Hund(en)
Das Leben mit Hund ist schön, gelegentlich anstrengend, manchmal frustrierend, traurig, witzig, bereichernd und eine Herausforderung. Es wird dich zum Lachen, zum Fluchen und zum Weinen bringen.
In schwierigen Zeiten hilft es, sich auf die positiven Seiten und Zeiten zu konzentrieren und zu wissen, dass du nicht allein mit Problemen bist.
Denk auch daran, dass das Leben als Hundehalter und das Lernen ein Prozess ist. Es hilft dir und deiner Widerstandskraft, wenn du dir vor Augen hältst, was du bereits erreicht hast.
Ebenfalls wichtig für das Durchhaltevermögen und deine Resilienz: Sammle schöne Erfahrungen und Erinnerungen, so oft du kannst. Spielen, wandern, alberne Fotoshootings – der gemeinsame Spaß ist wichtig für die Bindung und hilft dir dann, wenn es einmal nicht leicht ist.

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