Arbeiten mit Kleinhund – geht das überhaupt?

Was kann man mit so nem kleinen Hund schon machen?

von Sylvia Lauterbach

Liest man über kleine Hunde, stolpert man als Kleinhundehalter ganz gerne mal beim Thema Beschäftigung über die Frage: „Kann man denn mit einem kleinen Hund auch wandern?“

Was bei mir als Zwergpudelmix-Halterin, als ich das erstmals las, zunächst eine leichte Irritation verursacht hat („Ähm, der hat doch auch Beine und Füße?“) – beim zweiten Mal dann schon einen ausgewachsenen Lachanfall. Denn die Antwort lautet ganz klar: Ja, natürlich! Und sie können noch viel mehr.

  1. Kleinhunde sind verkannt
  2. Nasenarbeit beim Hund
  3. Ein kleiner Hund ganz groß
  4. Anspruchsvoll für Hund und Halter
  5. Große Kompetenz im Kleinformat
  6. Herausforderungen und gemeinsame Ziele
  7. Ein kleiner Hund ganz groß: Biene

Kleinhunde sind verkannt

Kleinhunde sind ganz normale Hunde und sind zu so vielem fähig – warum sollten sie nicht wandern können? Hast Du etwa schonmal die etwas kleiner geratene Kollegin im Nebenbüro in ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten im Job angezweifelt, nur wegen ihrer Körpergröße?

Es ist jammerschade, daß viele Fähigkeiten bei Kleinhunden oft einfach verkümmern, weil sie halt nicht gleich „lästig“ werden, wenn sie keine Aufgabe bekommen, oder schlicht nicht ernst genommen und unterschätzt werden.

Stell Dir doch mal einen Yorkie oder Prager Rattler vor – die wurden sogar gezüchtet zum Töten von Ratten! Oder einen Dackel und kleinere Terrierrassen für die Erdarbeit beim Jagen! Damit erübrigt sich eigentlich schon die Frage, ob man mit kleinen Hunden auch arbeiten kann, oder gar, ob sie wandern können: weil sie ursprünglich dafür gezüchtet wurden, zu arbeiten!

Kleine Hunde können alles! Sie haben 4 Beine und können laufen – und sie haben eine Nase und können riechen! Manche Rassen sind eingeschränkt durch kurze Nasen oder verhältnismäßig kurze Beine im Verhältnis zu einem vielleicht eher langgestreckten oder zu schwerfälligen Körper – aber funktionieren wird die Nase trotzdem immer noch deutlich besser als beim Menschen. Der Mensch besitzt ganze 5 bis 10 Millionen Riechzellen -was sich unglaublich viel anhört. Aber der Hund kann mit bis zu 250 Millionen Riechzellen glänzen. Also riecht er bis zu 25mal so gut wie ein Mensch!

Stellt Euch vor, wie der Hund einen Geruch wahrnehmen muß, der für uns Menschen schon lästig ist…. Egal, ob eine zigarettenverqualmte Wohnung, oder das Parfum von der Tante, die Dich besucht, der penetrante Schweißgeruch vom Nachbarn, oder gar die Abgase auf der Straße- noch dazu bei kleinen Hunden, deren Nase ja meist so ziemlich auf Auspuffhöhe getragen wird. Nie ist mir das so bewußt gewesen, bevor ich nicht mit dem eigenen Hund angefangen hatte, zu arbeiten.

Nasenarbeit beim Hund

Nasenarbeit beim Hund lastet aus, bringt Ruhe und Konzentration in den Hund, stärkt das Selbstbewußtsein des Hundes, weil er Erfolge erarbeitet, und unterstützt die Bindung zum Hundeführer durch das gemeinsam Tun. Sie macht den Hund glücklich und müde – wenn der 15-20 Minuten gesucht hat, schläft der erstmal eine Runde daheim.

Wußtest Du eigentlich, daß die Körpertemperatur beim Hund bei viel Bewegung und harter Arbeit tatsächlich auf bis zu 40 Grad ansteigen kann? Ein wichtiger Punkt, wenn man mit dem Hund arbeitet – als Halter bist Du in der Verantwortung, auf die Gesundheit zu achten, und rechtzeitig zu erkennen, wann der Hund Pause braucht. Du mußt ihn also gut kennen, und auf die Körpersprache zu achten lernen.

Das  Stärken der Bindung setzt aber voraus, daß man die Arbeit auch gemeinsam macht. Den Hund im Wald einfach streunen zu lassen nach Motto „hab Spaß“ unterstützt die Bindung eher weniger, fördert zwar die Nase, aber eher in Richtung unerwünschtes Jagdverhalten, und eigenständige Entscheidungen beim Hund, die man oftmals als Halter so im Alltag gar nicht brauchen kann oder haben möchte.

Besser sind Aufgaben in Richtung Geruchsunterscheidung, wo Frauchen/Herrchen entscheidet, daß jetzt „gearbeitet“ wird, WAS gesucht wird (keine Hasen….), und WIE gesucht wird, sprich, wo und wie der Hund sucht und wie er dem Menschen wiederum zeigt, daß der richtige Geruch gefunden wurde, oder eine Spur aufgenommen wurde.

Bei der Geruchsunterscheidung lernt der Hund zum Beispiel, eine bestimmte Teesorte zu erkennen, oder ein bestimmtes Gewürz. Zollhunde lernen, zum Beispiel Drogen oder Bargeld zu finden und anzuzeigen.Vom Mantrailing hast Du vielleicht schon gehört – da wird gezielt die Spur einer ganz bestimmten Person verfolgt bis ans Ziel. Beim Fährten folgt der Hund der Kombination aus der Bodenverletzung durch die Schritte (geknickte Hölzer am Boden, oder umgetretene Grashalme) mit dem individuellen Geruch des Fährtenlegers.

Anders wiederum bei der Flächensuche – hier sucht der Hund einen bestimmten Gegenstand und signalisiert dann dem Halter, wo dieser liegt, oder er sucht eine Person, die irgendwo versteckt ist.

Als Spaßarbeit – oder aber auch ernsthaft, in einer Rettungshundestaffel, bei der Suche nach vermißten Personen. Dies Suchart nennt man auch Stöbersuche, weil der Hund dabei kleinste Geruchsspuren in der Luft sucht. Eine Spur eines Menschen, egal, welches Menschen. Er folgt also nicht einem bestimmten Menschen wie der Mantrailer, der durch seinen Geruchsgegenstand erfährt, wen er suchen soll, sondern er sucht ganz allgemein menschlichen Geruch. Also auch den Jäger, der auf dem Hochsitz eingeschlafen ist, oder das Pärchen, das in einem versteckten Dickicht…..sagen wir mal „Picknick macht“….

„Und das kann ein kleiner Hund?“ Eindeutig: ja! Und ich weiß, wovon ich spreche: meine kleine Zwergpudel-Mix-Hündin Biene war ein ausgebildeter Rettungshund!

Ein kleiner Hund ganz groß

Ursprünglich war ich damals mit ihr , bevor sie ein Jahr alt wurde, schon im Hundeverein, und war am Wochenende, wenn einer der erfahreneren Halter Fährten gelegt hat, mit dabei. Biene hatte unglaublichen Spaß an der Suchaufgabe. Nachdem derjenige dann aber irgendwann aus zeitlichen Gründen nicht mehr konnte, habe ich beschlossen, ich möchte weiterhin mit ihr arbeiten, da sie solch eine Freude an der Suche hatte. Wie auch immer ich damals mit kleinem Hund ausgerechnet auf die Rettungshundearbeit gekommen war – ich kann es nicht mehr sagen. Aber ich habe im Anschluß an die Begleithundeprüfung damals ganz tolle Ausbilderinnen in einer Rettungshundestaffel gefunden, die die Herausforderung Kleinhund gerne und begeistert angenommen haben, und bereit waren, sich auf ihre individuellen Bedürfnisse einzustellen in der Ausbildung.

Es war eine mega spannende Zeit, wir sind durch die 2-3 jährige Ausbildung , aber auch die weitere Arbeit unglaublich zusammengewachsen. Bei dieser Arbeit entsteht eine Teamkommunikation, die schlichtweg unglaublich ist, und mit der ich nie gerechnet hätte vorher. Wir beide haben uns irgendwann nur noch mit Blicken und Gesten verständigt, eine hat die Andre ergänzt, speziell in der Arbeit. Bei Prüfungen hat sie (aufregungsbedingte) Fehler, die ich bei der Suchtaktik gemacht habe, durch ihr Können so oft wieder wettgemacht und mit den Allerwertesten gerettet, und so manches Mal hatte ich das Bestehen der Prüfung nur ihr zu verdanken.

Es ist eine wirklich vielfältige Aufgabe mit Herausforderungen für den Hund, aber auch für den Halter. Denn es wird ganz viel theoretisches Wissen gelehrt, über die Arbeit mit dem Hund, Lernverhalten, aber auch Erste Hilfe für Hund und Mensch, Funkkenntnisse werden vermittelt, taktische Zeichen gelehrt, die Orientierung wird geschult, Suchtaktik, kynologische Kenntnisse, Krisenintervention (wie gehe ich mit der gefundenen Person um) und vieles mehr, was dann bei der Prüfung auf Einsatzfähigkeit und jeder Wiederholungsprüfung alle 2 Jahre abgefragt wird.

Der Hund muß gehorchen, weil er ja bei der Flächensuche (meist im Wald oder auf dem Feld) frei läuft, damit er abrufbar ist, wenn er sich einem Abgrund, einer Straße oder Eisenbahnschienen nähert. Der  Gehorsam wird bei der Prüfung auf die  Einsatzfähigkeit bewertet, und diese Anforderungen gehen da sogar über das hinaus, was man für die Begleithundeprüfung im VDH zeigen muß.

Es gibt hier ein Sitz, Steh und Platz (jeweils aus der Bewegung), eine Trageübung, ein Voraus – all das wird bei der BH nicht (mehr) gefordert. Auch einen Maulkorb muß der Hund kennen und das bei der Trageübung zeigen. Das war mal eine richtige Herausforderung für Frauchen: einen Maulkorb in Zwergpudelgröße für Biene zu finden….

Bienes Stärke war hier, daß sie bei der Suche immer in Reichweite gewesen ist, ich war immer irgendwie in (Blick-)kontakt mit ihr, sodass ich jederzeit sicher sagen konnte, ob das Suchgebiet abgesucht war, und beeinflussen konnte, daß sie nicht im Nachbarwald unterwegs war. So konnte ich sie optimal innerhalb es Suchgebiets lenken, und wußte, daß jeder Bereich definitiv abgesucht war. Bei sehr weitläufigen Hunden kann es schon mal passieren, daß die im Nachbargebiet außer Sicht am Suchen sind, und den Halter mal eben ein Weilchen stehen und warten lassen…. Sie suchen oft größere Flächen in derselben Zeit ab. Aber: wenn sie im Nachbargebiet mit suchen, verausgaben sie sich u.U., bevor das eigene Suchgebiet komplett abgesucht ist – das kann also auch Nachteile haben. Besonders in der Prüfung, wo die maximale zur Verfügung stehende Suchzeit ja festgelegt ist.

Manchmal wird die Unterordnung innerhalb der Staffel trainiert, meist ist das aber die Aufgabe des Hundeführers, sich privat darum zu kümmern. Also in der Freizeit, die neben dem Training der Staffel (das waren bei uns immer ein Abend und ein kompletter Tag am Wochenende jede Woche! Für den SAN-Kurs gingen mehrere Wochenenden komplett „drauf“.) noch bleibt.

Eine Begleithundeprüfung ist für einen kleinen Hund genauso möglich wie für einen großen. Er kann ja schließlich auch hören, laufen, sitzen oder liegen. Und gehorchen.

Anspruchsvoll für Hund und Halter

Wenn der Hund dann sucht, muß er innerhalb vom Einsatzleiter festgelegter Grenzen suchen. Das ist dann die Aufgabe des Hundeführers, der den Hund durch die Suche führt. Sprich, allein hieraus entsteht eine ständige Kommunikation, weil der Hundeführer mit seiner Laufrichtung und Körpersprache den Hund führen muß. Am Weg entlang, rechts rein ins Gelände oder nach links, hinauf auf den Hügel, oder um die Holzhütte im Wald herum, der Hund muß sich am Hundeführer orientieren, in Kommunikation bleiben und sich auch mal schicken lassen können (obwohl er vom Grundsatz her möglichst ungestört arbeiten soll, damit er nicht abgelenkt wird vom Halter im falschen Moment.). Denn hinterher muß man sicher sein, das komplette zugewiesene Gebiet gründlich abgesucht zu haben. Der Hund sollte sich von einem aufspringenden Hasen nicht ablenken lassen, und muß im oft unwegsamen Gelände wendig sein und darf sich nicht von Brennesseln oder Brombeerranken abschrecken lassen, geschweige denn von andren Hunden oder Passanten, von Feuerwehrautos, die die Wege abfahren auf der Suche aus dem Fahrzeug heraus, oder vom Hubschrauber, der obendrüber fliegt mit der Wärmebildkamera an Bord. Er sollte auch am Standort der Einsatzkräfte, bevor es losgeht, den ganzen Trubel hinnehmen, ohne in Streß zu geraten, und Sirenen anfahrender Fahrzeuge ignorieren können. Das setzt auch ein gewisses Vertrauen zum Hundeführer und Halter voraus: „mit Dir stehe ich jede Situation durch.“

Große Kompetenz im Kleinformat

Aber es braucht auf Dauer auch Vertrauen des Hundeführers zum Hund: Wenn Biene einem Brombeerfeld ausgewichen ist, hatte ich anfangs immer Angst, sie hätte nicht gründlich genug gesucht. Bis ich gelernt hatte: sie geht da trotzdem rein, wenn sie einen Geruch in der Nase hat, sie nutzt die Witterung exzellent für sich. Anfangs im Training braucht der Hund natürlich generell viel Unterstützung. Im Laufe der Jahre verfeinert sich der Geruchssinn immer mehr, die Erfahrung, wie der Hund den Wind nutzen kann, um schnellstmöglich zu finden, wird größer, sodass Biene immer effektiver suchen konnte, und sich damit auch ihre Kraft optimal einteilen konnte. Und irgendwann waren wir so weit: Ich konnte loslassen und sie einfach machen lassen, weil ich wußte: sie macht das schon. SIE hatte die Nase, SIE hat mit der Witterung arbeiten können, und sie WOLLTE ans Ziel kommen, an ihren Jackpot, und zwar möglichst schnell. Ich wußte: wenn ich nicht einen groben Fehler begehen würde in der Orientierung, würde sie jede Person finden und mir zeigen. Was für ein tolles Gefühl…. Sich so auf den Partner in der Suche verlassen zu können, ist unglaublich schön. Egal, wie groß der Partner ist – oder?

All das kann ein wesensfester Kleinhund genauso wie ein großer Hund – denn die Bindung eines Hundes zum Halter und umgekehrt ist ja keine Andre, nur weil der Hund kleiner ist.

Die Geländegängigkeit und Wendigkeit wird übrigens auch gezielt mit Geräten geübt: Leitern, Wippen, Wackelbretter, die kontrolliert überquert werden müssen, all das hilft dann auch im Gelände an schwer begehbaren Stellen. Das Gerätetraining war Bienes Spezialgebiet. „Kletterziege“ war ihr zweiter Name – egal, ob das Brett gewackelt hat, oder die Leiter superschmale Sprossen hatte – sie ist überall drauf und drüber geklettert oder durch Tunnel geflitzt, hat auf dem Wackelbrett Platz gemacht oder kehrte um. Damit war sie immer der Star bei Vorführungen der Staffel. Schließlich ist ein kleiner Hund ja auch noch süß, und als Pudel ganz besonders kuschelig…. Mehrfach wurde ich gefragt, ob sie das Staffelmaskottchen sei. Meine Antwort ließ die Zuschauer dann staunen: nein- das ist ein ausgebildeter Suchhund! (So ein bißchen stolz war ich schon auf meine Püppi, merkt man das?)

Herausforderungen und gemeinsame Ziele

Suchen kann jeder Hund, das ist ihm angeboren. Was er für diesen wichtigen Job lernen muß: WAS suche ich. WIE suche ich, sodaß ich möglichst schnell ans Ziel komme (Suchtaktik), WIE nutze ich den Wind/die Witterung am besten aus, um zum Ziel zu kommen (das ist Erfahrungssache), der Hund muß sich am Halter orientieren (damit er dort sucht, wo er soll, und gezielt da entlang geführt werden kann) – und er muß wissen, was er tun soll, wenn er gefunden hat.

Denn wenn der Hund bei einer verletzten Person ankommt, muß der Mensch ja irgendwie dazukommen, um dieser Person helfen zu können. Der Hund muß also dem Menschen irgendwie seinen Fund mitteilen. Anzeigen, sagt man da. Das geschieht durch Bellen bei der Person, bis der Halter dazukommt, oder indem er zum Halter zurückläuft und dort mit einem Verhalten, das er gern zeigt, signalisiert, daß er jemanden gefunden hat, sodaß der Halter ihm folgen kann. Oder er bringt ein sogenanntes Bringsel, das am Halsband befestigt ist, zum Halter, indem er es am Ort des Fundes in die Schnauze nimmt, und dann zum Halter trägt. So zeigt er diesem, daß er jemanden gefunden hat. Anschließend muß er den Halter dann zu der Person hinführen. Das ist sehr anspruchsvoll, denn er findet die Person, sucht dann zurück zum Halter, und muß den Rückweg zur Person wieder finden, und zwar so, daß der Halter auch mitkommt – also vorzugsweise nicht auf dem Bauch durchs Gestrüpp oder quer durch den Ententeich. Und darf auf dem Rückweg zum Halter nicht vergessen, wo der Gefundene liegt, auch wenn er das Gestrüpp umgeht, durch das er vorher alleine durchgelaufen war.

Welche dieser sogenannten Anzeigen der Hund nutzt, entscheidet der Hund: was ihm besonders liegt, wird auch zuverlässig ausgeführt, wenn er im Einsatz auf seltsame Situationen trifft (bewußtloser oder verletzter Vermißter), und deswegen unsicher ist. So kann er sich dann in das vertraute und gern gezeigte Verhalten der Anzeige „flüchten“, was ihm dann Sicherheit gibt, egal, was los ists, es passiert ihm nichts, dieses Verhalten ist safe, und wird immer belohnt.

Wenn dieses Anzeigeverhalten eines wäre, das er auf Biegen und Brechen zeigen soll, weil der Halter das so möchte, dann könnte es passieren, daß er im Einsatz in schwierigen oder unerwarteten Situationen dieses Verhalten nicht mehr zuverlässig zeigt, und so die vermißte Person vielleicht findet, aber nicht mehr dem Halter den Fund anzeigt.

Wenn der Hund dann gefunden hat, und der Halter dazukommt, bekommt der Hund seinen Jackpot für diese tolle Leistung. Die Arbeit wird also quasi gemeinsam abgeschlossen, man freut sich über den Fund, und feiert miteinander den Erfolg.

Der Jackpot ist auch wiederum das, was der Hund als Jackpot empfindet. Schließlicht ist die beste Belohnung immer etwas, das man sich selbst gerade wünschen würde. Bei vielen Hunden gerne ein Spiel, wo ein Ball apportiert und geworfen wird. Bei Biene war es Futter. Leberkäse gewürfelt, oder kleine Scheibchen Wienerle, die man dann auch noch schön über den Weg kullern konnte – sie liebte es, denn hinterherzuspringen!

Eine große Aufgabe, in der kleine Hunde brillieren

Rettungshundearbeit ist sehr verantwortungsvoll, zeitraubend, und manchmal auch seelisch schwer zu verkraften, wenn man zum Beispiel ein vermißtes Kind suchen muß und nicht findet. Oder weiß: Es hat Minusgrade, die vermißte Person ist dement und ohne Jacke unterwegs, und wenn sie nicht gefunden wird, sinken die Überlebenschancen. Mit jeder Stunde. Oder tatsächlich sogar einen toten Menschen auffindet.

Aber der Aufbau mit dem Hund, das Zusammenwachsen, die Kommunikation mit dem Hund, das im Laufe der Zeit immer mehr wachsende Vertrauen und Verlassen können sind einfach unglaublich spannend und wunderschön! All das kann ein kleiner Hund genauso leisten!

Und das Gefühl, einen Menschen echt gefunden zu haben, einfach nur durch das eigene Hobby, ihm geholfen und vielleicht sein Leben gerettet zu haben – wow…. Das kann ich nicht beschreiben, aber wir durften es zwei Mal genießen in unserer langjährigen Arbeit!

Vielleicht kommt ein kleiner Hund an der ein oder andren Stelle im Wald nicht durch, größenbedingt. Dafür hat er wiederum kein Problem mit dem steilen Hang oder Bachufer, wo ein Größerer vielleicht unsicher wird, oder kann Dickichte absuchen, indem er einfach unten zwischen den Baumstämmen reinhuscht, wo ein großer Hund gar nicht mehr reinkäme. Jeder Hund hat so seine Stärken. Bei Biene gehörte dazu ihre absolute Wildreinheit: wenn vor ihr ein Reh aufgesprungen ist im Gestrüpp, ist sie bestenfalls kurz erschrocken – aber einfach weitergelaufen in ihrer Suche. Wenn wir in wildreichen Gebieten trainiert haben, war Biene oft die Erste, die suchen durfte, um sicherzugehen, daß kein Wild sich im Trainingsgebiet mehr aufhielt, damit die Hundeführer mit etwas wildbegeisterteren Hundekollegen entspannt suchen konnten.

Durch ihren eher schmalen pudeligen Körperbau hatte sie Kondition für drei, und obwohl sie schwarz war, gab es Momente in der Suche, in denen ein großer Hund eines Staffelkollegen schon alle Viere von sich gestreckt hat bei 28 Grad im Schatten, und der Hundeführer die Suche abbrechen mußte, wo sie quasi erst richtig warm wurde. Um die Hunde ihren Begabungen entsprechend optimal einzusetzen, braucht es also auch einen Einsatzleiter, der alle seine Teams kennt, und weiß, welches Gebiet er von welchen Team am Effektivsten absuchen lassen kann, und was er welchem Hund zumuten kann. Dadurch, daß Biene immer in Rufweite war, hatten wir oft die durchaus gefährliche Aufgabe, in der Nähe von Bahngleisen und Straßen zu suchen. Weil klar war: sie ist jederzeit abrufbar. Und das wußte unser Einsatzleiter.

Wenn Du also einen großen Hund nicht halten darfst oder kannst, und Du einen kleinen noch nie wirklich in Betracht gezogen hast, kann ich nur sagen: trau Dich, probier es! Die kleinere Größe vom Hund ist nicht notwendigerweise ein Hindernis, mit dem Hund eine Arbeit zu machen. Sie kann sogar Vorteile haben. Man muß sie nur zu nutzen wissen!

Übrigens: wer in der Flächensuche 100.000 Quadratmeter effektiv absucht, den muß ich nicht mehr fragen, ob er wandern kann: JA – ein kleiner Hund kann wandern. Ehrlich!

Ein kleiner Hund ganz groß: Biene

An dieser Stelle möchte ich meiner Kleinen ein ganz dickes Bussi hinterlassen, für über 17 unfaßbar tolle Jahre mit ihr: DANKE für die Zusammenarbeit, Deine Zuverlässigkeit, Deine Liebe, Dein Dasein für mich, und ganz viel Glück und Freude… Danke, Bibs. Ich liebe Dich! Und wenn es so weit ist, wird es dann an MIR sein, DICH zu suchen. Wo auch immer Du jetzt bist: ich werde Dich finden…..

Biene, 7.2.2007 – 2.6.2024

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