Du willst zwei Wurfgeschwister bei dir aufnehmen oder hast du die Hunde bereits bei dir sitzen? Dann solltest du dringend das Wurfgeschwister-Syndrom (Littermate-Syndrome) kennen, denn zwar malen damit viele gerne den Teufel an die Wand – vollkommen aus der Luft gegriffen ist es allerdings nicht. Bei PunkRockPudel erfährst du die Risiken und wie du ihnen vorbeugst.
- Was ist das Wurfgeschwister-Syndrom bei Hunden?
- Die Lösung für das Wurfgeschwister-Syndrom – 3 Tipps
- Die Wahrheit über das Wurfgeschwister-Syndrom
Was ist das Wurfgeschwister-Syndrom bei Hunden?
Das Wurfgeschwister- oder Littermate-Syndrom umfasst mehrere Probleme und Risiken, die mit dem Aufnehmen von zwei Hunden aus demselben Wurf einhergehen. Dazu gehören:
- übermäßige Bindung aneinander
- selbst kurzzeitige Trennungen voneinander sind traumatisch
- kein oder schwacher Bezug zum Menschen
- erschwerte Sozialisierung
Kurz gesagt hängen die Hunde so sehr aneinander, dass du als Mensch keine Chance hast, gegen die Bindung anzukommen. Trennst du sie auch nur vorübergehend, können beide sich nicht mehr mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Sie sind allein also aufgeschmissen.
So weit das Schreckgespenst, als das manche das Wurfgeschwister-Syndrom darstellen. Schauen wir aber einmal genauer hin und räumen mit dem Schwachsinn auf.
Wurfgeschwister-Syndrom = keine Bindung zum Menschen?
Keine oder nur eine schwache Bindung zum Menschen wird immer wieder fast schon als automatisches Problem genannt, wenn es um das Littermate-Syndrom geht. „Schaff dir einen Hund allein an, präg ihn auf dich – bei Wurfgeschwistern oder Hundefreunden hast du keine Chance.“ so lautet die Empfehlung, die absoluter Blödsinn ist.
Manche Leute gehen sogar so weit, dass sie selbst noch ihre erwachsenen Hunde trennen, ihr gemeinsames Spielen verbieten und nicht wollen, dass sich die Vierbeiner aneinanderbinden. Sie haben Angst davor, dass sich ihre Hunde „zu gut verstehen“ und ihren Halter deswegen oder zumindest im Vergleich weniger mögen.
Auf Menschen übertragen heißt dieses Vorgehen im schlimmsten Fall Stockholm-Syndrom. Dabei wird ein Lebewesen von allen anderen isoliert, damit es keine andere Wahl hat, als sich an seinen Entführer zu binden.
So betrachtet reichlich verquer bis krank, oder?
In Wirklichkeit musst du keine Angst haben, dass sich Wurfgeschwister ausschließlich gegenseitig mögen und dich links liegen lassen. Du musst jedoch – ebenso wie bei einem einzelnen Hund – eine Bindung aufbauen. Diese wächst nicht besser oder schneller, wenn du einen Welpen allein aufnimmst.
Trennung wird zum Trauma beim Wurfgeschwister-Syndrom?
Beim Littermate-Syndrom wird immer wieder von vermeintlich automatischen Problemen bei der Trennung der Hundegeschwister gesprochen. Selbst Trennungen für kurze Zeit sind für die Vierbeiner angeblich so traumatisch, dass sie ohneeinander nicht mehr aufnahmefähig sind und kaum oder gar nicht sozialisiert werden können.
Nimm dieses „Wissen“ und klopp es in die Tonne, denn es ist kompletter Quatsch!
Zwar kann ein solcher Fall eintreten (ebenso wie bei anderen Hunden, die zusammengehalten werden) allerdings ist die Lösung erstens einfach und zweitens vollkommen logisch.
Erschwert das Littermate-Syndrom die Sozialisierung?
Nein, aber sie erfordert von dir etwas mehr Zeit und Arbeit. Abgesehen davon kann die Sozialisierung von zwei Wurfgeschwistern ganz genauso normal ablaufen wie die eines einzelnen Welpen.
Die Lösung für das Wurfgeschwister-Syndrom – 3 Tipps
Nur 3 Tipps gegen das Littermate-Syndrom? Ja! Denn mehr brauchst du nicht, um die potenziellen Probleme des Wurfgeschwister-Syndroms zu lösen. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe mit weit mehr Wurfgeschwistern als Einzelhunden gelebt und lebe auch heute noch wunderbar damit.
- Betrachte die Welpen als Individuen
Bello ist ein Draufgänger, mutig und forsch? Bella ist hingegen sanfter und zurückhaltender? Pass deinen Umgang und die Erziehung entsprechend an. Betrachte deine Hundegeschwister zum einen immer wieder einzeln und zum anderen als einzelne Persönlichkeiten – nicht als Doppelpack. Auf diese Weise fällt dir frühzeitig auf, wie du welchen Hund fördern und fordern musst.
Vielleicht mag es Bella lieber, hinter den Ohren gekrault zu werden. Bello steht dafür auf Streicheleinheiten am Bauch. Vielleicht musst du bei einem Wurfgeschwister lauter werden oder eine Fellnase benötigt mehr Wiederholungen und damit mehr Geduld als die andere.
Die Betrachtung als eigenständige Individuen hilft dir und deinen Vierbeinern dabei, auch eigenständige Bindungen aufzubauen.
2. Getrennt und zusammen in Balance
Einzelzeiten und Einzeltraining sind absolut entscheidend dafür, dass deine hündischen Wurfgeschwister als Einzelhunde zurechtkommen. Geh, zumindest in den ersten Monaten, täglich separat spazieren. Bring deinen Hunden getrennt voneinander Kommandos bei, unternimm separate Ausflüge.
Auf diese Weise wird es für die beiden vollkommen normal, allein mit dir unterwegs zu sein, mit dir zu arbeiten und ohne Bruder oder Schwester – zumindest zeitweise – durchs Leben zu gehen. Auch das Alleinbleiben solltest du jeweils allein aufbauen. Den Grund dafür erfährst du in dem Artikel: „Wurfgeschwister aufnehmen: darauf musst du achten“.
Mit diesem Vorgehen baust du eine Bindung zu beiden Hunden separat auf, stärkst das Selbstbewusstsein und die Autonomie der beiden und verhinderst, dass Trennungen voneinander traumatisch sind. Sie gehören stattdessen zum Alltag.
3. Hündische Vorbilder hinzuziehen
Zwei Wurfgeschwister aufzunehmen hat den Vorteil, dass beide Welpen jederzeit einen Spielgefährten haben. Bleiben die beiden nur unter sich, lernen sie allerdings auch nur „Welpisch“ und nicht die Feinheiten der hündischen Kommunikation und die Verhaltensregeln der Vierbeiner.
Dafür benötigen sie Vorbilder in Form von erwachsenen, souveränen und klar kommunizierenden Hunden und die passende Anleitung von dir. Fehlen diese Einflüsse, kannst du in kurzer Zeit mit zwei Kackbratzen enden, die sich gegenüber anderen Sofawölfen reichlich asozial aufführen und das gleich noch im Doppelpack, was ein erhebliches Gefahrenpotenzial mit sich bringt.
Die Wahrheit über das Wurfgeschwister-Syndrom
Die Warnungen vor dem Littermate-Syndrom sind nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. In Wahrheit ist es aber keine gegebene Gefahr, die einfach so eintritt. Das „Syndrom“ entsteht nur dann, wenn die Erziehung falsch angegangen wird. Berücksichtigst du ein paar Punkte, bestehen die Risiken hingegen nicht.
Erfahre in „Wurfgeschwister aufnehmen oder nicht? Vorteile, Nachteile und Tipps“ worauf du dich zusätzlich vorbereiten solltest und mit welchen Hürden und Herausforderungen du rechnen musst.

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