Wie schnell lebt sich ein Hund im neuen Zuhause ein? Diese Frage stellen sich alle Menschen, die gerade einen Vierbeiner adoptiert haben – und unterschätzen die Dauer oft gewaltig. Hier erfährst du, warum die Eingewöhnung eines Hundes länger dauert als gedacht und wie du sie beschleunigen kannst.
- Wie schnell gewöhnt sich ein Hund ein?
- 3er-Regel: So schnell leben sich Hunde im neuen Heim ein
- Jeder Hund hat seine eigene Geschwindigkeit
Wie schnell gewöhnt sich ein Hund ein?
Du hast einen Hund vom Züchter, aus dem Tierheim oder aus dem Auslandstierschutz adoptiert. Du hast dich bestens vorbereitet und gibst dir die größte Mühe. Dennoch stellt sich dir jetzt die Frage: Wann ist mein Hund eigentlich so richtig angekommen?
Vielleicht ist dein neuer Hund aktuell noch unsicher und versteckt sich vor dir, ODER dein Hund folgt dir auf Schritt und Tritt. Beides tritt häufig auf und kann frisch gebackene Halter verunsichern.
Schauen wir uns also einmal genauer an, wie lange die Eingewöhnung in etwa dauert und was du unternehmen kannst, um das Einleben zu beschleunigen.
3er-Regel: So schnell leben sich Hunde im neuen Heim ein
Wenn du dich fragst, wie lange ein Hund für die Eingewöhnung braucht, wirst du unweigerlich über die 3er-Regel stolpern. Sie gibt eine grobe Orientierung darüber, wann ein Hund die Meilensteine des Einlebens erreichen kann.
3er-Regel:
- Hunde brauchen 3 Tage, um sich zu beruhigen und sich zu orientieren.
- Hunde brauchen 3 Wochen, um sich an eine neue Routine zu gewöhnen.
- Hunde brauchen 3 Monate, bis sie sich im neuen Zuhause wirklich entspannen.
Das klingt im ersten Moment deutlich länger als viele erwarten. Immerhin geht es deinem Hund doch mit Sicherheit gut und du gibst dir sehr viel Mühe, damit ihr eine Bindung aufbaut.
Wirfst du einen genaueren Blick auf die Gründe dafür, werden dein Verständnis und deine Entspannung wachsen.
Tipp 1: Versetz dich in deinen Hund
Viele Menschen erwarten, dass ein neu angekommener Hund dankbar und fröhlich ist. Die Erwartung ist noch größer, wenn bei eurem ersten Treffen alles wunderbar verlief.
Versetzt du dich wirklich in deinen Hund, wird hingegen vieles klarer.
Egal ob dein Hund vom Züchter, aus den Kleinanzeigen oder aus dem Tierschutz stammt, er hat gerade alles Vertraute verloren. Gewohnte Gerüche, Geräusche, Lebewesen, Abläufe und selbst die normale Gassirunde sind komplett weg. Und das alles ohne Erklärung.
Stell dir vor, du wirst aus deinem Umfeld gerissen. Du kannst niemanden anrufen und um eine Erklärung bitten. Die Sprache deiner Entführer verstehst du auch nicht.
Selbst wenn die Personen nett zu dir sind: Die Situation verunsichert und traumatisiert. Wärst du in drei Tagen darüber hinweg? Oder in einer Woche? Nein, auch du müsstest dich erst einmal einfinden und einleben, Vertrauen fassen können und dich orientieren. Das dauert.
Tipp 2: Bau eine Routine und Vertrauen auf
Der gleiche Tagesablauf und verlässliche Regeln geben deinem Hund etwas, woran er sich gewöhnen und worauf er vertrauen kann.
Routine bedeutet jedoch nicht, dass du pünktlich um sechs Uhr eine 30-minütige Runde laufen musst, komme, was da wolle.
Etwa zur gleichen Zeit rauszugehen und zu füttern und am Anfang Aufregung gering zu halten, hilft dennoch.
Tipp 3: Gib deinem Hund Kontrolle
Immer wieder fragen Menschen an: „Mein Hund läuft mir hinterher – wie stelle ich das ab?“ Frage ich dann, warum sie das abstellen wollen, kommt als Antwort häufig: „Der kontrolliert mich doch!“
Das trifft in den allerwenigsten Fällen zu.
Meist fühlen sich die Hunde unsicher und du bist ihr Fels in der Brandung. Logisch also, dass sie an dem letzten bisschen Sicherheit und damit an dir festhalten.
Gib deinem Hund Sicherheit und Kontrolle, indem:
- du ihn zu dir kommen lässt, anstatt ihn zu drängen
- du sein Selbstbewusstsein aufbaust
- du Nähe zulässt
Gib deinem Hund Kontrolle, bedeutet nicht, dass er ohne Anleitung und ohne Führung durch die Gegend steuert. Er sollte aber allein entscheiden können, ob gerade genug vom Streicheln hat, lieber neben dir oder in seinem Körbchen liegt.
Tipp 4: Schaff positive Erfahrungen
Ein angenehmer Spaziergang, einmal kuscheln, Spiele – es gibt viele Möglichkeiten, einem Hund das Leben bei dir schön zu gestalten. Je mehr positive Erfahrungen du schaffst, desto schneller wächst auch die Bindung zwischen dir und deinem Vierbeiner.
Dafür braucht es keine großen Gesten. Was aber unverzichtbar ist, ist das Verständnis zwischen dir und deinem Tier.
Tipp 5: Lern deinen Hund zu lesen
Menschen sind oftmals sehr stark darauf bedacht, Hunden Kommandos beizubringen. Deutlich weniger wichtig scheint es zu sein, dass sie ihren Hund verstehen.
Die Prioritäten sind hier klar vertauscht.
Denn: Verstehst du deinen Hund, kannst du deutlich schneller Vertrauen und eine Bindung aufbauen. Du vermittelst deinem Hund das Gefühl, ernst genommen und verstanden zu werden. Das kommt bei Mensch und Tier zugleich gut an und tritt doch viel zu selten auf.
Beschäftige dich mit der Körpersprache von Hunden. Der Aufwand ist ein Fundament, auf das du immer wieder aufbauen kannst und mit der Zeit wirst. Es macht eine Menge leichter und kann sowohl dir als auch deinem Vierbeiner mehr Sicherheit geben.
Tipp 6: Erwarte keine Dankbarkeit
„Aber er hat es doch bei mir viel besser als im Tierheim/ Zwinger/ bei seinem Vorbesitzer!“
Aus deiner Sicht mag das stimmen. Es kann sogar ganz objektiv so sein, dass dein Hund jetzt ein weicheres Bett, das bessere Futter, längere Spaziergänge und mehr Liebe bekommt.
ABER:
- Dein Hund hat dennoch alles verloren, was er bisher kannte. Auch wenn es aus deiner Sicht oder objektiv schlechter war, es war vertraut und gab Sicherheit.
- Dein Hund weiß nicht, dass er bei dir bleibt. Woher auch? Du kannst es ihm nicht erklären.
- Dein Hund steht unter Stress. Manche Vierbeiner verkraften einen Wechsel besser, andere schlechter. Stress haben sie alle. Genau dieser wird häufig unterschätzt. Und genau dieser lässt keinen Platz dafür, dankbar zu sein.
Tipp 7: Hab Verständnis und Geduld
Bist du gerade frustriert, weil du dir so viel Mühe gibst und dein Hund dennoch nicht bei dir bleiben will? Hattest du dir die erste Zeit mit deinem Traumhund anders vorgestellt? Enttäuschung, verletzte Gefühle und Ärger sind verständlich. Sie fallen vor allem dann belastend aus, wenn du Dankbarkeit erwartet hast.
Deutlich entspannter ist die Umstellung für dich und deinen Hund, wenn du dich auf Geduld und Verständnis verlegst. Auch, wenn dein Hund gerade noch Heimweh hat, seine alten Besitzer vermisst und eure Bindung erst entstehen wird: Ohne Druck geht es schneller.
Hältst du dir vor Augen, welche immense Veränderung dein Hund gerade durch macht, kannst du sein Verhalten besser verstehen. Er hingegen kann nicht verstehen, warum er bei dir gelandet ist. Dennoch könnt ihr das Beste daraus machen und zum besten Team zusammenwachsen.
Jeder Hund hat seine eigene Geschwindigkeit
Wann sich ein Hund seinem Halter zugehörig fühlt und im neuen Zuhause wirklich angekommen ist, ist individuell. Der eine Vierbeiner ist bereits nach zwei Monaten entspannter und findet sich zurecht. Der andere braucht ein Jahr, bis er wirklich auftaut.
Du kannst das Ankommen beschleunigen, indem du geduldig bist und positive Erfahrungen schaffst. Schraubst du deine Erwartungen zurück und machst dir bewusst, dass dein neuer Hund gerade viel zu verarbeiten hat, kannst du deutlich schneller vermeintlich kleine Erfolge feiern – die eigentlich große Fortschritte sind.

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