Eine Zukunft für den Mops

von Sandra Grimm

Noch nie hatte der Hund in unserer Gesellschaft so einen Stellenwert wie heute. Er ist nicht nur Hofbewacher, Viehtreiber und Jagdgehilfe. Er ist und das tut ihm oft gar nicht so gut, zum Statussymbol geworden. Ein trauriges Beispiel dafür ist der Mops.

  1. Die zweifelhafte Prominenz der Qualzuchtrassen
  2. Der Mops: Ein kleiner Hund mit großer Geschichte
  3. Das Aufkommen des Retro-Mops und eine positive Wende
  4. Umdenken und Vorurteile rund um den Mops
  5. Eine neue Chance für den Mops?

Die zweifelhafte Prominenz der Qualzuchtrassen

Man flaniert durch die Stadt und sie sind allgegenwärtig. Nicht nur lebendig, sondern auch auf Werbeplakaten, auf Tassen, T-Shirts, in der Literatur und im Fernsehen. Hundetrainer werden zu Medienstars. Prominente lassen sich mit ihren Vierbeinern ablichten. Sie sind zum Partner- und Kindersatz geworden. Nie war die Menge an Rassen größer und nie hat allein die Rassewahl so zu Spaltungen im Sozialen geführt.

Am meisten in der Kritik stehen wohl die Halter sogenannter Qualzuchten. Frenchis und Möpse mit ihren platten Nasen und leider oft viel zu übergewichtigen Körpern mit krummen Beinchen. Teacup Chihuahua und Zwergspitze die ausgewachsen kaum mehr als ein Kilo wiegen. Leider sind es oft genau diese Rassen die in den Medien besonders präsent sind. Sie sind niedlich, immer freundlich und selbst wenn nicht können sie eh nicht viel Schaden anrichten.

Ich gebe es zu, auch ich habe mich in eine brachyzephale Rasse verliebt. Der Mops hat es mir angetan, mit seinem unvergleichlichen Wesen.

Der Mops: Ein kleiner Hund mit großer Geschichte

Es ist eine sehr alte Rasse, bei der vermutet wird, dass sie schon um ca. 600 vor Christi Geburt am Kaiserhof Chinas erzüchtet wurde. Zusammen mit dem langhaarigen Pekingesen waren die kleinen Molosser mit den Ringelschwänzen, die sogenannten „Lo-Chiang-Sze“ die Löwenhunde des Kaisers. Ihre einzige Bestimmung bestand darin ihre Besitzer zu erfreuen und zu begleiten. Der Mops hat seinen angestammten Platz auf einem kuscheligen Schoß, vorzugsweise wenn dieser auch noch einen Thron unter sich hat. Sie sind mit Leib und Seele Begleithund, haben Nerven wie Drahtseile, immer Unsinn im Kopf und keinerlei Bedürfnis mehr für ihren Besitzer zu tun als ihm ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Außer, es gibt natürlich eine standesgemäße kulinarische Belohnung. Denn für Fressen tut so ein Möpschen fast alles.

Anfangs wurde die Ausfuhr der damals schon sehr wertvollen Hunde streng untersagt. Aber als China begann, mehr Handel mit den westlichen Ländern zu betreiben, kamen auch einige Exemplare an den niederländischen Königshof. Der Mops war schon immer eng verbunden mit dem Haus Oranien. Eine Geschichte besagt, dass der Mops „Pompey“, seinem Herrn dem Prinzen Willem von Oranien, das Leben rettete. Er bellte lautstark und weckte damit den Prinzen, auf den ein Mordanschlag verübt werden sollte. Der Prinz konnte sich retten und war seinem treuen Beschützer auf ewig dankbar.

Mit dem niederländischen König Willhelm III kamen die ersten Exemplare um das Jahr 1690 auch nach Schweden und nach England. Wieder waren sie die Hunde der Adligen und auch der Künstler. Es gibt unzählige Bilder kleiner Prinzen und Prinzessinnen mit ihren Möpsen. Queen Victoria sowie der Herzog von Windsor waren große Liebhaber der Rasse. Der Mops wurde genauso in Ölgemälden verewigt wie in Gedichten und Liedern besungen. Selbst unter den Freimaurern im 18. Jahrhundert gab es den „Mops-Orden“. Dort symbolisierte er Treue, Zuverlässigkeit und Standfestigkeit.

Mopsliebhaber neuerer Zeit waren der Modeschöpfer Valentino, Pablo Picasso und der Schauspieler Robin Williams. Aber jeder wird wohl zuerst an Loriot denken, der ganz und gar seinen Möpsen verfallen war und den Spruch „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“ geprägt hat.

Geschichten und Gedichte wurden um den Mops geschrieben und genauso wie seine Besitzer kam er beim gemeinen Volk oft nicht so gut an. Der Genpool war klein und leider wurde aus den munteren, kurznasigen Hündchen nach und nach immer plumpere und plattnasige Geschöpfe. Sucht man nach Bildern von Möpsen im 18. Jhd., sieht man meist noch Hunde mit deutlichem Schnäuzchen. Auch farblich waren die Tiere deutlich diverser. Erst die beginnende Rassehundezucht mit ihrem Ausstellungswesen hat aus dem quirligen, munteren Hund von früher, die armen Tiere gemacht, die wir jetzt als Mops kennen. Der erste britische Rassestandard des Mopses wurde nachweislich 1867 festgelegt. Kurz danach wurde der erste Mops-Rasseclub gegründet. Nachdem sich der Mops jahrhundertelang großer Beliebtheit erfreut hatte, kam dann die Krise.

Der Mops sei nutzlos und zu nichts zu gebrauchen, stand in der ersten Ausgabe von Alfred Brehms Tierleben. Er solle „den Weg allen Fleisches gehen“ und der Mops „stünde am tiefsten unter allen Hunden“. Brehm war kein Freund der damals schon überzüchteten Rasse. Der Mops wurde nun immer unbeliebter, nur noch wenige Züchter hatten sich ihm verschrieben. Die Preise der reinrassigen Tiere stiegen ins Unermessliche. Der Mangel an geeigneten Zuchthunden machte es schon damals notwendig, Pinscher und Rattler einzukreuzen. Der Begriff vom „Altdeutsche Mops“ kam damals schon auf.

Das Aufkommen des Retro-Mops und eine positive Wende

Ganz langsam findet nun in der Rassehundezucht ein Umdenken statt. Die genetische Sackgasse, in der sich mittlerweile die allermeisten unserer Hunderassen befinden, macht das auch zwingend notwendig.

Seit 2014 ist in den Niederlanden das Züchten reinrassiger Möpse  verboten. Die niederländische Regierung hat den Züchtern einige Jahre Zeit gegeben die neuen Kriterien  zu erfüllen. Anfangs durfte man noch einen rassereinen Mops mit einem langschnauzigen Tier einer anderen Rasse verpaaren. Durch Outcross wollte man möglichst schnell an eine gute Grundlage an gesünderen Tieren kommen. Seit 2019 ist auch das untersagt. Das heißt, beide Elterntiere müssen über eine ausreichend lange Schnauze verfügen.

Nämlich mindestens 30 % der Gesamtschädellänge, wenn keine weiteren Qualzuchtmerkmale wie eine ausgeprägte Nasenwulst oder hervorstehende Augen vorhanden sind. Das Erscheinungsbild soll wieder dem ähneln, das der Mops früher einmal hatte. Deshalb der Name Retro-Mops.

Leider sind allein durch eine längere Nase aber bei weitem nicht alle Probleme des Mopses gelöst. Es muss des Weiteren auf ein viel strafferes Bindegewebe geachtet werden. Die übermäßige Faltenbildung der Haut beschränkt sich nicht nur auf das Äußere, wodurch im Nasen- und Rachenraum sowie im Innenohr Probleme entstehen. Viele der Tiere haben aufgrund der zu stark geringelten Schwänze eine verkrümmte Wirbelsäule und erleiden deshalb Bandscheibenvorfälle. Es ist also nicht nur die Atmung, die Probleme macht!

Das Einkreuzen von Fremdrassen steht bei vielen immer noch stark in der Kritik, aber Fakt ist, aus sich selbst heraus wird aus dem Mops keine gesunde Rasse mehr werden!

In Deutschland werden dafür Parson Russel Terrier, Beagle oder Pinscher genutzt. In den Niederlanden sind dazu noch Shiba Inu, Patterdale Terrier und American Staffordshire Terrier zugelassen. All diese Rassen sind noch nicht so sehr auf das Äußere selektiert worden und haben dadurch die notwendige genetische Vielfalt. die der Mops so dringend braucht.

Es ist aber wie schon erwähnt gar nichts so Neues. Es wird immer wieder angeprangert, dass charakterlich völlig veränderte Tiere dabei herauskommen würden. Dass es sinnvoller wäre, andere Begleithunderassen in den Mops einzukreuzen anstatt von Terriern. Dass man am Ende schlimmstenfalls einen „Terrier im Mopskostüm“ erhalte. Ich kann dem nicht zustimmen. Meine Hunde und alle anderen Retros die ich bisher kennengelernt habe, waren charakterlich durch und durch Mops.

Dazu kommt, dass zumindest meiner Meinung nach, die meisten Menschen ein völlig falsches Bild vom wahren Mopscharakter haben. Ein Mops ist absolut keine Schlaftablette. Sie sind muntere kleine Kerlchen mit einem großen Bewegungsdrang. Ob Kindergeburtstag oder Dinner Party, der Mops will immer mittendrin sein. Stundenlang Wandern oder den ganzen Tag mit dem kranken Menschenkind auf dem Sofa schmusen? Kein Problem, Hauptsache er ist bei „seinen“ Menschen. Meine Hundetrainerin meinte einmal, wenn man einen Mops hat, geht man nicht mehr allein aufs Klo. Ganz so weit muss man es aber nicht kommen lassen.

Aber es stimmt schon viele Möpse tun sich mit dem alleine bleiben sehr schwer. Dazu kommt, dass sie sich auch gegenseitig sehr lieben. Ein ganzes Mopsrudel ist wohl der Traum jedes Liebhabers der Rasse.

Umdenken und Vorurteile rund um den Mops

Der Mops ist ein Menschenfreund durch und durch. Gut sozialisiert liebt er Kinder, alte Leute, einfach jeden. Seine Familie ist ihm heilig, aber Fremde wickelt er auch ganz gern um die Pfoten. Ich habe schon so oft erlebt, wie meine Hunde jemanden in ihren Bann gezogen haben, der sagte „na eigentlich mag ich DIE ja nicht“. 

Auch, dass ein Mops keinerlei Jagdtrieb besitzt, ist schlicht Quatsch. Er ist immer noch ein Hund. Umso schlimmer, dass es die Meisten aufgrund ihrer Behinderungen schlicht nicht ausleben können!

Vielleicht sollte man den Retro gar nicht als Rückzüchtung ansehen. Eher als einen Weg in eine sinnvolle Zukunft für eine neue alte Rasse.

Leider gibt es auch hier viele schwarze Schafe, die wahllos Hunde miteinander verpaaren, nur um die Welpen dann möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Es ist also, wie immer, zwingend notwendig, sich gut vor dem Welpenkauf zu informieren!

Eine neue Chance für den Mops?

Derzeit wohnen hier zwei „Retros“ mit in unserer Familie. Beide haben ihren ganz eigenen Charakter, genauso wie jeder beliebige andere Hund auch. Aber beide sind trotz Einkreuzung von Fremdrassen einfach wunderbare Begleithunde. Nervenstark, sanftmütig und fröhlich.  

Ich glaube nicht, dass alle gesundheitlichen Probleme, die der Mops seit Jahrhunderten auf seinem kleinen pummeligen Rücken angesammelt hat, in der Kürze der züchterischen Arbeit verschwinden können. Das ist schlicht nicht möglich. Aber ich denke, der Mops ist genauso erhaltenswert wie alle unserer anderen wunderbaren Hunderassen und dies ist der richtige Weg in die Zukunft!

Antwort

  1. Avatar von Nina Huxhage

    Was für ein toller und gut recherchierter Beitrag! Es tut gut zu sehen und zu lesen, dass der neue Mops mit entsprechender Unterstützung eine tolle Zukunft haben kann! Danke ❤️

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