Sind Hunde Beziehungskiller?

Ein Hund zieht ein und schon fängt es an zu kriseln? Neben dem Welpenblues sind Beziehungsprobleme eine der häufigsten Erscheinungen frischgebackener Hundehalter. Sind Hunde deswegen Beziehungskiller? Ich sage nein und verrate dir hier auch, warum ich so denke und warum die Fellnasen wunderbare Gradmesser einer Partnerschaft sind.

  1. Hunde als Beziehungskiller? 7 Gründe dagegen
    1. Mit Hund lernst du deinen Partner von einer anderen Seite kennen
    2. Erziehungsfragen tauchen auf
    3. Kritik oder Unterstützung?
    4. Eifersucht ist keine Seltenheit
    5. Ein neuer Hund kann einen Konkurrenzkampf entfachen
    6. Die Einstellung des Partners wird klarer
    7. Ein neuer Hund stellt Stellenwerte infrage
  2. Hunde sind keine Beziehungskiller – sie sind ein Vergrößerungsglas und ein Brandbeschleuniger

Hunde als Beziehungskiller? 7 Gründe dagegen

„Er wollte unbedingt einen Hund, aber die ganze Arbeit mache ich!“

„Sie wollte unbedingt einen Hund und jetzt hat sie keine Zeit mehr für mich!“

Wenn die Partnerschaft vierbeinigen Zuwachs bekommt, verändert sich die Dynamik. Zeit, Kraft und Nerven werden anders verteilt. Schließlich ist da jetzt ein Lebewesen, das in jedweder Hinsicht auf seine Menschen angewiesen ist.

Daraus ergeben sich einige Herausforderungen, neue Belastungen, aber auch Chancen.

Mit Hund lernst du deinen Partner von einer anderen Seite kennen

Mich gab es schon immer nur mit Tieren. Es waren also immer schon Vierbeiner zugegen, wenn ein menschlicher Partner in mein Leben trat. Dennoch gab es zweimal die Situation, dass ein neuer Welpe während einer Beziehung einzog. 

Bei Cooper wollte mein damaliger Partner unbedingt von Anfang an involviert sein. Er kam mit zum Züchter. Er kündigte den felligen Zuwachs bei seiner Familie und seinen Freunden mit großem Tamtam an. Er bezeichnete Cooper immer wieder als „unsere Welpine“.

Im Alltag zeigte sich aber ein ganz anderes Bild. Nicht nur, dass ich alle Kosten trug. Ich war auch für absolut alles zuständig. „Unser“ Hund war in jeder Hinsicht meine Aufgabe. Selbst den Wassernapf zu füllen, war von meinem damaligen Partner zu viel verlangt.

Es interessierte ihn nicht, ob sie raus musste, Hunger hatte oder verletzt war. Er nahm keine Rücksicht auf sie und brachte sie sogar mehrfach in Gefahr. Vorwürfe an mich waren hingegen nie weit entfernt.

Damals habe ich sogar dieses Verhalten schöngeredet. Heute weiß ich, das war einfach ein tieferer Einblick in seine Persönlichkeit. Ich habe dabei eine Seite von ihm kennengelernt, die er bis dahin verbergen konnte. Nämlich die Seite, die mit Rücksichtnahme, Verantwortungsbewusstsein und Tierliebe nichts am Hut hat.

Dank neuem Hund bekam ich eine eindeutige Vorwarnung.

Ebenso kann es aber auch vollkommen anders laufen. Vielleicht blüht dein Partner auf, zeigt eine ungeahnt sensible Seite oder erklärt eurem Hund geduldig und liebevoll die Welt.

Ein neuer Hund gibt Einblicke in den Menschen an deiner Seite, die auf Probleme hinweisen oder Liebe neu entfachen können.

Erziehungsfragen tauchen auf

Streng oder laissez-fair? Geduldig und liebevoll oder haudrauf-dominant? Es gibt zahlreiche Erziehungsstile und gleicht einem Gewinn im Lotto, wenn beide Partner von Anfang an den gleichen Weg verfolgen.

Schaffst du es, mit deinem Partner, dieselbe Linie zu verfolgen und dich mit ihm zu einigen? Das schweißt zusammen. Immerhin löst ihr gemeinsam Probleme und arbeitet zusammen auf etwas hin.

Gibt es hingegen ständig Konflikte und trotz aller Versuche keine Einsicht? Auch das ist eine wichtige Information.

Kritik oder Unterstützung?

Als Cooper einzog, war sie ein typischer, aber auch überraschend pflegeleichter Welpe. Sie lief gut an der Leine, hörte wunderbar auf mich, aber brauchte eine Weile, bis das Konzept der Stubenreinheit saß.

Sie war fröhlich und verspielt, kam wunderbar mit anderen Tieren klar und machte mir jede Menge Freude. Ständig rauszugehen, brauchte aber nun einmal mehr meiner Zeit auf.

In der Nacht aufzustehen, fraß anfangs mehr meiner Energie. Sie öfter füttern zu müssen als die anderen, sie ans Bürsten zu gewöhnen und sie von ganz normalem Welpenblödsinn abzuhalten, brauchte mehr meiner Aufmerksamkeit.

Was ich dafür erntete, waren Vorwürfe und Kritik am laufenden Band. Ich kochte nicht mehr aufwändig genug für meinen Partner. Ich hatte in den ersten Wochen mit neuem Welpen nicht mehr genug Aufmerksamkeit übrig, um ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Er musste sogar selbst die Waschmaschine anstellen.

Jahre später und mit einem anderen Mann machte ich eine vollkommen neue Erfahrung. Statt Kritik kamen die Fragen: „Kann ich dir helfen? Du hast gerade so viel mit den Tieren zu tun, was kann ich machen?“ Manches Mal kamen gar keine Fragen, sondern es tauchte Essen auf, das ich nicht gekocht hatte. Die Wäsche wurde erledigt. Der Boden gesaugt.

Die Unterstützung verstand sich von selbst. Und es herrschte Klarheit über den vorübergehenden Zustand, den wir gemeinsam bewältigten.

Diese Unterstützung war für mich und die Beziehung viel wert.

Eifersucht ist keine Seltenheit

Wo wir gerade bei Einblicken in Beziehungen sind: Auf einen Hund eifersüchtig zu sein, ist keine Seltenheit.

Kümmert sich ein Partner deutlich stärker um den Hund als der andere und ist dabei auch noch fröhlich und glücklich, kann das Unsicherheiten auslösen. Ein Partner kann sich vernachlässigt und zurückgesetzt oder sogar vollkommen ausgeschlossen fühlen.

ABER: Das liegt nicht immer daran, dass er wirklich vernachlässigt, zurückgesetzt oder ausgeschlossen wird.

Als Cooper einzog, wurde ich von meinem damaligen Partner zum großen Teil ignoriert. Wir unternahmen nichts zusammen, obwohl ich oft Vorschläge machte. Allabendlich starrte er stundenlang in den Fernseher und ließ mich links liegen.

Das änderte sich abrupt, als ich abends Cooper streichelte und bürstete. Als ich zu einer ruhigen Runde aufbrach, auf die er nicht mitkommen wollte. Ich ging in die Küche, kochte Hundefutter und alberte noch ein wenig mit der fröhlichen Fellkugel rum.

Mit einem Schlag war mein damaliger Partner eifersüchtig und beschwerte sich darüber, zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen.

Wie ein Kind, das ein Spielzeug nicht will, aber auch nicht will, dass ein anderer damit spielt.

Auch das war ein eindeutiges Warnzeichen und ein bestehendes Problem, das durch meinen neuen Hund lediglich schneller und deutlicher beleuchtet wurde.

Ein neuer Hund kann einen Konkurrenzkampf entfachen

Wen mag der Hund lieber? Wer schafft es schneller zu einem Erziehungserfolg? Bei wem hört er besser? Auf wessen Bettseite schläft er?

Ein klein wenig Konkurrenz kann die Beziehung tatsächlich beflügeln und verbessern. Solange ihr beide an einem Strang zieht und euch füreinander freut. Und ganz nebenbei beide Zeit und Aufwand für euren Hund betreibt. (Liebevoll und ohne Überforderung, natürlich.)

Problematisch wird es immer dann, wenn ihr euch krampfhaft gegenseitig übertreffen wollt oder die Bemühungen des anderen runtermacht.

Die Einstellung des Partners wird klarer

Du möchtest gerne, dass du mit deinem Hund auf der Couch kuscheln kannst. Dein Partner ist dagegen, wegen der Hundehaare. Also legst du eine Decke hin und pflegst deinen Hund umfassend.

Obwohl er jetzt keine Haare mehr hinterlässt – du das angebliche Problem also gelöst hast – darf dein Hund immer noch nicht auf die Couch. Lieber lässt dein Partner dich auf dem Boden sitzen, als von einer unsinnigen Regel abzulassen.

Auch das ist wieder ein Beispiel dafür, dass ein neuer Hund Klarheit schafft. Und sollte dir zu denken geben.

Ein neuer Hund stellt Stellenwerte infrage

Du hast den Hund gefüttert, bevor du deinem Partner das Essen serviert hast? Bist du mit dem Hund rausgegangen, weil er dringend musste? Dein Partner wollte aber gerade noch vom Arbeitstratsch berichten?

Wann immer das zu schlechter Stimmung in der Beziehung führt, ist Eifersucht involviert. Aber auch eine gehörige Portion Kontrolldenken.

MUSS dein Partner immer an der ersten Stelle stehen, weil es sonst Unfrieden gibt? Kann er nicht damit leben, dass die Bedürfnisse des Hundes ab und an mal vorgehen?

Ja, ein (neuer) Hund kann auch die Egozentrik mancher Menschen zum Vorschein bringen. Stehen sie nicht durchgängig an erster Stelle und haben unabhängig von allen Umständen die höchste Priorität, wird es unschön in der Beziehung.

Meine zwei persönlichen Highlights:

Eine Bekannte beschwerte sich bei mir darüber, dass sie mitten im Gespräch mit ihrem Mann war, als der Hund plötzlich musste und drängelte. Das war ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass der Hund mit der empfindlichen Verdauung Durchfall hatte. Der Mann legte den Turbogang ein und ging mit dem Hund raus.

Für sie war das ein Beweis dafür, dass der Hund „über ihr steht“. Schließlich hatte ihr Mann ihm den „Vorzug“ gegeben.

Nein, tatsächlich hatte er nur auf den Durchfall reagiert. Der Hund oder besser gesagt der Durchfall war für einen Moment dringender. Mehr nicht.

Highlight Nummer 2 war mein damaliger Partner. Cooper hatte sich verschluckt und drohte, zu ersticken. Ich sprang also auf und befreite ihre Atemwege. Es dauerte einige Minuten, bis sie wieder normal atmen konnte. Er trug mir monatelang nach, dass ich ein Gespräch mit ihm unterbrochen hatte, um meinen Hund zu retten.

Laut ihm stellte ich die Hunde immer über ihn, weil ich in einer akuten, lebensbedrohlichen Situation aufgesprungen war, anstatt Cooper ersticken zu lassen.

Derartig dramatische Erlebnisse braucht es nicht, um eine ungesunde Tendenz zu erkennen.

Das gilt auch im umgekehrten Fall. Bist du krank oder verletzt und dein Partner interessiert sich nicht dafür? Das allein ist in Warnzeichen. Bist du krank, verletzt und dein Partner findet es wichtiger, dem Hund Leckerlies zu holen als dir für ein paar Minuten zu helfen?

Hier bildet sich eine ungesunde Beziehung in die andere Richtung ab.

Hunde sind keine Beziehungskiller – sie sind ein Vergrößerungsglas und ein Brandbeschleuniger

Vergleiche zwischen Kindern und Hunden sind verpönt. Dabei gibt es reichlich Parallelen zwischen ihnen. Dazu gehören auch die Belastungen und die Chancen für die Beziehung.

Manche Paare wachsen durch einen neuen Hund noch enger zusammen. Sie überstehen die Herausforderungen, teilen sich die Verantwortung und stärken sich gegenseitig.

Bei anderen bringt ein neuer Hund oder ein neues Lebewesen Aufschluss darüber, was in der Beziehung nicht stimmt.

Versucht ihr, Probleme als Team zu lösen? Oder steht einer allein da und muss sich zusätzlich Vorwürfe anhören? Kommen Konkurrenzgedanken und Eifersucht auf? Oder bist du von ungeahnt liebevoller Unterstützung überrascht?

Was auch immer passiert: Ein Hund ist kein Beziehungskiller. Er wirkt ebenso wie ein Kind lediglich als Vergrößerungsglas für bereits bestehende Probleme und kann zum Brandbeschleuniger für Konflikte in der Partnerschaft werden.

Diese bestanden jedoch schon immer. Sie fallen durch den Hund und allem, was mit dem Vierbeiner einhergeht, nur stärker auf.

Hinterlasse einen Kommentar