Wie viel Schlaf braucht der Hund?

Mein Welpe schläft nicht 18 bis 20 Stunden pro Tag! Was soll ich bloß tun?! Kommt dir die Sorge um den Schlaf des Hundes auch bekannt vor? In diesem Ratgeber erfährst du, warum viele Empfehlungen vollkommen falsch für dich und dein Hund sind und wie viel Schlaf dein Hund wirklich braucht, um gesund zu bleiben.

  1. Wie lange sollte ein Hund schlafen?
  2. Wie viel Schlaf brauchen Welpen?
  3. Wie viel Schlaf brauchen erwachsene Hunde?
  4. Wie viel Schlaf brauchen Hunde im Seniorenalter?
  5. Woran merke ich, ob mein Hund genug schläft?
  6. Achte ruhig auf die Uhr, aber richtig!

Wie lange sollte ein Hund schlafen?

Mit Sicherheit erwartest du an dieser Stelle eine Stundenanzahl. Damit kann und werde ich dir aber nicht dienen, denn pauschale Aussagen gibt es einfach nicht. Stattdessen hängt die gesunde Schlafdauer von mehreren Faktoren ab.

Schauen wir uns diese einmal genauer an:

  • Das Alter:

Ein Welpe befindet sich im Wachstum, er entwickelt sich Tag für Tag und entdeckt die Welt. Das ist ungemein anstrengend, verlangt Körper und Geist reichlich ab. Daher schlafen Welpen in der Regel länger als erwachsene Hunde. Im Alter wird das Schlafbedürfnis wieder größer, da Seniorenhunde schneller erschöpft sind.

  • Die Auslastung:

Meine Hunde rennen, spielen und trainieren. Sie gehen bei Wind und Wetter lange Runden, tricksen oder üben sich im Agility. Zusätzlich bekommen sie immer wieder Pflegetiere und Gasthunde vor die Nase gesetzt und müssen mit diesen zurechtkommen.

Körperlich und geistig führen sie ein anspruchsvolles Leben. Sie werden deutlich mehr ausgelastet als ein Hund, der außer der Runde um den Block keine Beschäftigung hat. Dementsprechend schlafen sie auch mehr als unterforderte Vierbeiner.

  • Die Rasse:

Manche Rassen sind entspannt. Andere müssen in unserem modernen Alltag regelrecht zur Ruhe gezwungen werden, weil zu viele Reize auf sie eindreschen und ihre reizoffene Züchtung sie bei jedem Geräusch aufschrecken lässt.

  • Das Wetter:

Im Hochsommer bei 30 Grad im Schatten liegen meine Hunde den größten Teil des Tages herum. Sie gehen ihre große Runde in den frühen und kühleren Morgenstunden und möchten danach nur noch zum Lösen raus. Sind die Temperaturen nicht ganz so schweißtreibend, spielen sie zusätzlich im Garten oder gehen baden.

In dieser heißen Jahreszeit kommen meine erwachsenen Hunde locker auf 18 bis 20 Stunden Ruhe und Schlaf. Für alles andere ist es schlicht zu warm.

Im Rest des Jahres zeichnet sich ein ganz anderes Bild. Wir sind länger und öfter unterwegs, die Hunde schlafen kürzer, dafür aber auch tiefer und fester.

  • Die Belastung:

Belastungen für Hunde werden von Menschen oft unterschätzt. Es kann sich dabei um die Kälte im Winter handeln, die dem Körper schon zum Erhalten der Temperatur mehr abverlangt. Ebenso kann es ein mental anstrengendes Training, der Ausflug in eine neue Umgebung mit vielen Reizen oder der Familienbesuch sein, der deinen Hund mehr Schlaf brauchen lässt.

Auf der anderen Seite überschätzen Menschen den Einfluss gesunder Auslastung. Stundenlanges Laufen in lockerer Geschwindigkeit oder Spielen mit anderen Hunden lastet Hunde angenehm aus. Sie fallen davon aber weder direkt ins Koma, noch verlängert sich die Schlafdauer, wenn sie daran gewöhnt sind.

Wie viel Schlaf brauchen Welpen?

Du wirst von allen möglichen und unmöglichen Stellen hören und lesen, dass Welpen 18 bis 20 Stunden pro Tag schlafen (müssen).

Dabei stellt sich erst einmal die Frage: Welche Welpen? Sind sie 3, 5 oder 8 Wochen alt? 3 Wochen alte Welpen schlafen tatsächlich noch sehr viel. Sie sind mit der körperlichen Entwicklung beschäftigt, bekommen allmählich Beikost und laufen die ersten, tapsigen und wackligen Schritte.  

Mit 5 Wochen können Welpen bereits richtig spielen und erkunden ihrer Umgebung aktiver. Sie trinken weniger Milch und essen dafür mehr Welpenfutter, sie sind länger wach und interessierter. Die Schlafdauer ist schon erheblich gesunken.

Mit 8 Wochen können Welpen stundenlang miteinander spielen. Mehrere Züchter haben tatsächlich die Stoppuhr angeworfen und stellten fest: In der Realität schlafen und ruhen Welpen in diesem Alter durchschnittlich 15 Stunden pro Tag. Das ist ein immenser Unterschied zu den 18 bis 20 Stunden, die angeblich sein müssen.

Kommen wir aber einmal auf die 18 bis 20 Stunden zurück. Hierin sind Schlaf UND Ruhe inbegriffen. Viele Hundehalter verstehen das allerdings falsch und zählen nur tiefen, festen Schlaf. Dabei gehören auch entspanntes Liegen und leichtes Dösen zur Ruhe.

Zum anderen haben viele neue Hundehalter eine falsche Vorstellung von den Wachphasen eines Welpen. Selbst wenn dein Welpe 18 bis 20 Stunden am Tag schläft, ist er 4 bis 6 Stunden wach. Wach wach. Und aktiv aktiv.

Er will in dieser Zeit spielen, toben, die Welt entdecken, schnüffeln, rennen, kauen. Nicht brav wie ein Deckchen in der Ecke liegen oder außer ein paar Minuten an der Leine zu laufen keine weitere Bewegung.

Wie kleine Kinder sprudeln Welpen vor Energie förmlich über. Das ist vollkommen normal und kein Grund zur Sorge, solange sie die Möglichkeit haben, im Anschluss an die wachen Phasen ungestört zu schlafen.

Gib deinem Welpen also die Möglichkeit, sich im Garten, in einem sicheren Gebiet oder auch im Wohnzimmer auszutoben, bevor du erwartest, dass er wieder in Tiefschlaf fällt. Und ja, das dauert länger als ein paar Minuten oder eine Viertelstunde am Stück.

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Wie viel Schlaf brauchen erwachsene Hunde?

Bei erwachsenen Hunden sind die Empfehlungen fast ebenso extrem wie bei den Welpen. 14 bis 18 Stunden sollen sie angeblich schlafen.  

Würden meine Hunde Tag für Tag 18 Stunden schlafen, würde ich mit ihnen beim Tierarzt sitzen und sie auf links drehen lassen, um Krankheiten auszuschließen.

Derartig lange Schlafenszeiten wären für mich in Ordnung, wenn wir gerade eine lange Wanderung hinter uns haben oder im Sommer die Pfoten auf allen Wegen brutzeln und nicht nur Pfotenschutz gegen die Hitze nötig ist.

Wir gehen täglich mindestens 3 Stunden spazieren. Dazu kommen Spielen, Training, Fütterung, Fellpflege, die Beschäftigung mit Kauartikeln, aus dem Fenster heraus die Umgebung beobachten oder auch fernsehen.

Auf wirklichen, festen Schlaf entfallen dadurch vielleicht 12 bis 14 Stunden. Mehr wird es nach anstrengenden Unternehmungen. Weniger, wenn die richtige Auslastung für den Hund fehlt.

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Wie viel Schlaf brauchen Hunde im Seniorenalter?

Wie bei Welpen und erwachsenen Hunden gilt: Von welchem Senioren sprechen wir? Rasse, Erkrankungen und allgemeiner Zustand spielen entscheidende Rollen.

Es gibt fitte 18-jährige Hunde, die getreu ihrem Alter an den meisten Tagen auch 18 Stunden dösen und schlafen. Es gibt 12-jährige Hunde, die wie Jungspunde wirken.

Viel wichtiger als auf die Uhr zu schauen, ist der Blick auf deinen Hund.

Woran merke ich, ob mein Hund genug schläft?

Frisch gebackene Hundehalter sind häufig sehr besorgt, wenn ihr Hund nicht die 16, 18 oder 20 Stunden Schlaf am Tag einhält. Oder sie zumindest glauben, der Hunde würde nicht genug schlafen.

Statt Sorgen und Stress kannst du für Entspannung sorgen, indem du auf deinen Hund achtest.

  • Schläft er entspannt?

Im festen und erholsamen Tiefschlaf haben Hunde wie Menschen kaum Körperspannung. Sie lassen sich von leisen Geräuschen nicht aufschrecken und tanken selbst in kurzer Zeit viel Kraft.

Döst oder schläft dein Hund zusätzlich, wenn in der Umgebung nichts los ist? Beispielsweise, wenn du fernsiehst, bastelst oder am Schreibtisch sitzt?

  • Schläft er in der Nacht?

Schläft dein Hund, wenn du schläfst? Damit hat er schon reichlich Stunden Schlaf pro Tag. Auch, wenn dein Welpe noch eine oder mehrere Unterbrechungen für das Lösen benötigt, hat er allein in der Nacht eine gute Portion Schlaf weg.

  • Schläft er von allein?

Es gibt Hunde, die deutlich mehr kontrollierte Ruhe brauchen. Sie müssen abgeschirmt und „in den Feierabend geschickt“ werden, damit sie sich nicht um jeden Reiz kümmern. Dazu gehören beispielsweise Hütehunde, die keine oder keine klar vom Alltag abgegrenzte Aufgabe haben. Viele haben auch schlicht nicht die passende Auslastung.

Legt sich dein Hund von allein hin, sucht deine Nähe und entspannt sich? Dann sind die besten Voraussetzungen dafür gegeben, dass er selbst für ausreichend Schlaf sorgt. Du musst lediglich darauf achten, ihm nicht zu viel zuzumuten.

  • Ist er leistungsfähig und fit?

Schlafmangel zieht typische Folgen nach sich. Auf den ersten Blick lassen sich diese aber nicht von reiner Unterforderung unterscheiden. Du musst immer das Gesamtbild betrachten, um den richtigen Schluss zu ziehen.

Ist dein Hund nach einer 15 Minuten langen Runde „überdreht“? Wohl eher nicht. Er ist einfach in dieser kurzen Zeit gar nicht dazu gekommen, seine körperliche Energie abzubauen. Das ist eine wichtige Grundvoraussetzung dafür, dass er sich entspannen und wieder schlafen kann.

Ist dein Hund hingegen überdreht, nachdem er seit drei Tagen in Cafés, Restaurants, unterwegs im Auto und Fußgängerzonen keine Pause hatte? Oder kommt er selbst in der Wohnung nicht oder nur schlecht zur Ruhe? Dann sind die folgenden Anzeichen charakteristisch für Schlafmangel und ein sofortiger Grund zur Sorge:

  • Unruhe
  • (Auto-)Aggression
  • fehlende Konzentration
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • schnelle Erschöpfung

Dein Hund kann dann so überreizt und erschöpft sein, dass er kaum noch von allein in den Schlaf findet – geschweige denn erholsam durchschlafen kann.  

  • Gibt es Stimmungsschwankungen?

Die Redewendung: „Nach müde kommt doof.“, stimmt zwar, wird aber viel zu oft und falsch angewendet. Hunde können auch vollkommen ohne Müdigkeit „doof“ sein und ja, natürlich darfst du mich dabei zitieren.

Bei anhaltender und übermäßiger Müdigkeit verhalten sich Hunde aber ebenso wie Menschen nicht nur überdreht oder chaotisch. Sie werden launisch, gereizt und wissen nicht, wohin mit sich. Zusätzlich sind sie vergesslich, unkonzentriert und können übermäßig aggressiv reagieren.

Sind gesundheitliche Ursachen ausgeschlossen, handelt es sich bei diesen Stimmungsschwankungen um deutliche Anzeichen für Schlafmangel.   

Achte ruhig auf die Uhr, aber richtig!

Du bist dir unsicher und möchtest eine Orientierung. Das ist mehr als verständlich. Schließlich willst du alles richtig machen. Das Schlafbedürfnis von Hunden ist jedoch so individuell wie bei Menschen.

Manche fühlen sich nach wenigen Stunden erholt und leistungsbereit. Andere brauchen neben 9 bis 10 Stunden Schlaf in der Nacht auch noch ein Nickerchen am Mittag, um fit und belastbar zu sein. Zudem ändern sich das Schlafverhalten und das Schlafbedürfnis mit der Zeit und abhängig von den aktuellen Umständen.

Möchtest du die Zeit wissen? Dann kalkulier diese Faktoren mit ein. War in den letzten Tagen sehr wenig los? Dann ist es ganz normal, dass dein Hund langsam vor angestauter Energie nicht mehr schlafen kann.

Geht ihr nur kurze Runden? Wovon soll dein Hund dann müde sein? War das Programm hingegen in letzter Zeit sehr voll und dein Hund kommt einfach nicht zur Ruhe? Dann achte bei den anstrengenden Unternehmungen und Belastungen darauf, dass sie kürzer ausfallen und die Pausen dazwischen länger sind.

Individuell auf deinen Hund einzugehen, bringt dich schneller weiter. Es ist zudem entspannender für dich und deinen Hund als allein auf die Uhr zu schauen.

Antwort

  1. Avatar von Warum tägliche Spaziergänge für deinen Hund und dich so wichtig sind – PunkrockPudel

    […] bedeutet besseren Schlaf, wiederum eine geringere Anfälligkeit für Krankheiten und eine verbesserte […]

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