Warum jagen Hunde ihren Schwanz? – 13 Gründe und Tipps

Jagt dein Hund seine Rute? Was im ersten Moment putzig und nach reinem Spielverhalten aussieht, ist nicht immer harmlos. Es kann sich dabei sogar um ein eindeutiges Warnzeichen für gesundheitliche Probleme handeln. Wie du den Grund und den Unterschied erkennst, zeigen dir die folgenden 13 Ursachen für die Schwanzjagd beim Hund.

  1. Mein Hund jagt seinen Schwanz – was tun?
  2. 13 Gründe für das Schwanzjagen beim Hund
    1. Grund 1: Spielen und Übermut
    2. Grund 2: Aufregung
    3. Grund 3: Übersprungshandlung
    4. Grund 4: Zwangsverhalten
    5. Grund 5: Beachtung
    6. Grund 6: Juckreiz
    7. Grund 7: Schmerzen
    8. Grund 8: Fremdkörper
    9. Grund 9: Langeweile und Autoaggression
    10. Grund 10: Genetik
    11. Grund 11: Erlerntes Verhalten und Kommunikation
    12. Grund 12: Fehlempfindungen
    13. Grund 13: Alter
  3. Mein Hund jagt seinen Schwanz – gesund oder krankhaft?

Mein Hund jagt seinen Schwanz – was tun?

Ist dein Hund auf einer wilden Verfolgungsjagd nach seiner eigenen Rute, wirkt das zunächst meist witzig. Immerhin fügt er sich keinen Schaden zu.

Mit der Zeit fragst du dich aber vielleicht, warum um alles in der Welt er sich bis zum Schwindligwerden im Kreis dreht. Immerhin kann er seinen eigenen Schwanz nur bedingt erbeuten.

Beißt er sich dann auch noch, hört nicht auf, wirkt verzweifelt oder aggressiv dabei, kommen schnell Sorgen und Ratlosigkeit auf.

Mein Hund jagt seinen Schwanz – was tun? Ist die logische Folge. Allerdings musst du für das richtige Handeln zunächst wissen, aus welchem Grund dein Vierbeiner seine Rute fangen will. Schauen wir uns die 13 möglichen Gründe also erst einmal genau an:

13 Gründe für das Schwanzjagen beim Hund

Es gibt mehrere Auslöser für das Jagen des eigenen Schwanzes beim Hund. Manche sind absolut harmlos. Andere stellen hingegen ernsthafte Probleme dar.

Ist dein Hund passionierter Rutenjäger? Dann ist genaues Hinsehen gefragt!

Grund 1: Spielen und Übermut

Wenn dein Hund seine wilden 5 Minuten hat und im vollen Spielmodus ist, ist sein eigener Schwanz ein günstiges und jederzeit zur Verfügung stehendes Spielzeug.

Die „Beute“ wächst schließlich direkt aus ihm heraus, dreht sich ebenso lustig im Kreis wie er und hat eine ordentliche Geschwindigkeit zu bieten.

Tipp zum Erkennen: Lässt sich dein Hund jederzeit ablenken und nimmt im Tausch ein anderes Spielzeug an? Dann musst du dir keine Sorgen machen.

Grund 2: Aufregung

Hast du manchmal vor lauter Erwartung und Aufregung das Bedürfnis, in die Hände zu klatschen, jemand zu umarmen, zu hüpfen oder dich einfach irgendwie zu bewegen? Wenn wir aufgeregt sind, fällt Stillhalten schwer. Der Drang nach Aktivität als Ventil für die Aufregung ist groß.

Für deinen Hund kann das – beispielsweise in Ermangelung anderer Möglichkeiten – das Fangen des eigenen Schwanzes sein.

Tipp zum Erkennen: Das Verhalten hält nur kurz an und wird meist von anderem „Fiddeln“ begleitet. Dazu gehören Hüpfen, starkes Schwanzwedeln, Fiepen, Bellen oder auch hektisches Suchen nach Nähe.

Grund 3: Übersprungshandlung

Ist dein Hund gerade hin- und hergerissen, weiß er nicht, wohin mit sich und steckt dadurch in der Zwickmühle? Das erzeugt Frust. Die Übersprungshandlung ist in diesem Fall das Ventil, um Frust und Druck abzubauen.

Stell dir dazu folgende Situation vor: Dein Hund hat gelernt, dass er andere Hunde möglichst ignorieren soll. Jetzt begegnet ihr einem fremden Artgenossen, der immer wieder Annäherungsversuche startet, Spielaufforderungen macht und zum Kennenlernen einlädt.

Dein Hund soll von dir aus nicht darauf eingehen. Gleichzeitig würde er aber nur zu gerne darauf eingehen und wird innerlich immer aufgeregter. Da er der Situation nicht entfliehen kann, dreht er sich wortwörtlich im Kreis, jagt seinen eigenen Schwanz und überspringt mit einer Handlung das Dilemma, in dem er gerade steckt.

Er baut die Anspannung ab.

Tipp zum Erkennen: Dein Hund lässt sich zwar nicht sofort aus dem Verhalten abrufen, reagiert aber auf deine Ansprache und beendet Schwanzjagd, Fiddeln und andere nervöse Verhaltensweisen, wenn die Situation hinter euch liegt oder du das Kennenlernen zulässt.

Grund 4: Zwangsverhalten

Zwangsverhalten und Zwangsstörungen sind komplexe und komplizierte Themen bei Mensch und Tier. Sie können aus unterschiedlichen Gründen entstehen und werden in zwei Arten unterteilt: Stereotypien und Obsessionen.

Stereotype Zwänge haben scheinbar weder Grund noch Ziel. Dein Hund wiederholt das Verhalten unaufhörlich. Obsessive-kompulsive Zwangsstörungen haben hingegen ein Ziel. Dabei kann es sich um die Selbstberuhigung handeln, wenn Stress zu viel wird.

Zwangsstörungen sind ein deutliches Alarmzeichen dafür, dass dein Hund leidet. Neben einer tierärztlichen Untersuchung ist das Einschalten eines professionellen, seriösen und in diesem Bereich erfahrenen Hundetrainers wichtig.  

Tipp zum Erkennen: Ist die Schwanzjagd ein Zwangsverhalten, lässt sich dein Hund nur schlecht oder gar nicht daraus abrufen. Er kann sich dabei selbst verletzen und ignoriert sogar Grundbedürfnisse wie Fressen und Schlaf.

Grund 5: Beachtung

Lachst du darüber, wenn dein Hund seinen Schwanz jagt? Sprichst du ihn an? Lenkst du ihn ab und spielst mit ihm?

Weiß dein Hund, dass seine Rute zu jagen, deine Beachtung mit sich bringt, wird er das Verhalten in sein Repertoire einfügen.

Und auch wenn es fürchterlich gerne und oft so dargestellt wird: Nein, das Verhalten ist nicht manipulativ. Dein Hund macht dich dadurch nicht zur Marionette oder tanzt dir auf der Nase rum. Es handelt sich auch nicht um eine Frage der Erziehung.

Dein Vierbeiner zeigt dir damit einfach nur, dass er gerade Aufmerksamkeit möchte. Vielleicht, weil er sich langweilt. Vielleicht, weil er gerade etwas mit dir zusammen machen will. Aber definitiv nicht, weil er dich nerven oder die dominieren will.

Tipp zum Erkennen: Dein Hund ist fröhlich und freudig, präsentiert dir die Schwanzjagd, sucht Blickkontakt und lässt sich sofort von dir ablenken. Oft tritt das Verhalten in Verbindung mit Aufforderungen zum Spielen oder Kuscheln auf.

Grund 6: Juckreiz

Milben, Flöhe, Zecken, Allergien – es gibt mehrere Gründe für Juckreiz am Schwanz, Po und im Analbereich. Da sich der Vierbeiner hier schlecht kratzen kann, treten Knibbern, Beißen, Schwanz jagen und Schlittenfahren beim Hund auf.  

Tipp zum Erkennen: Hast du den Verdacht auf Juckreiz oder beobachtest mehrere Symptome dafür, steht eine genaue Kontrolle des Hinterteils an. Flohkot, Rötungen, Wärmeentwicklung, wunde Stellen oder Fellverlust weisen auf Parasiten oder eine Allergie hin.

Grund 7: Schmerzen

Verletzungen, Entzündungen, Probleme im Bereich der Analdrüsen oder ein Insektenstich können dazu führen, dass sich dein Hund im Kreis dreht. Er kommt zum Belecken und Beknabbern nicht an die Stelle heran.

Tipp zum Erkennen: Kontrollier die Rute und das gesamte Hinterteil deines Vierbeiners. Fallen keine sichtbaren Anzeichen für eine Verletzung auf, taste den Schwanz und alles drumherum ab. Druckempfindlichkeit oder stark erwärmte Stellen fallen schneller auf.

Grund 8: Fremdkörper

Grashalm, Klette, ein Stück Kot oder ein kleiner Zweig – kommt dein Hund nicht an den störenden Schmutz oder Fremdkörper heran, versucht er ihn zu fangen.

Tipp zum Erkennen: Ebenso wie beim Juckreiz und bei den Verletzungen hilft hier nur eine gründliche Kontrolle des hündischen Hinterteils.   

Grund 9: Langeweile und Autoaggression

Überforderung ist für Hunde ebenso schädlich, wie fortlaufende Unterforderung. Stress kann krankmachen. Langeweile jedoch auch. Ist die Langeweile so schlimm, dass sich dein Hund im Kreis dreht, sein Schwanz sein einziger Spielgefährte ist oder er sogar autoaggressiv wird, benötigt er dringend Hilfe.

Neben einer umfassenden tierärztlichen Untersuchung zum Ausschluss körperlicher Ursachen ist die Beratung durch einen Hundetrainer angeraten.

Tipp zum Erkennen: Hier hilft ein Blick auf den Alltag deines Hundes. Kurze Spaziergänge, ein bis zwei Mahlzeiten und ansonsten nichts zu tun? Die angestaute Langeweile und Energie suchen sich irgendwann einen Weg. Von Depressionen bis hin zu Autoaggressionen kann anhaltende Unterforderung zahlreiche Folgen haben.

Grund 10: Genetik

Hunde mancher Rassen jagen häufiger ihren Schwanz als andere. Hierzu wurden an der Universität Helsinki sogar mehrere Studien von Forschern wie Professor Hannes Lohi durchgeführt.

Vor allem verspielte, reizoffene und für den Gebrauch bestimmte, aber auch zum Fiddeln neigende Rassen zeigen das Verhalten öfter als andere.  

Grund 11: Erlerntes Verhalten und Kommunikation

Bekommt dein Hund etwas, wenn er seinen Schwanz jagt? Gibst du ihm beispielsweise immer ein Leckerli, wenn er damit aufhört? Oder wirfst du einen Ball? Eilst du herbei und sorgst dich um ihn, obwohl du ihn vorher ignoriert hast?

Entfernt ihr euch aus einer Situation, weil du das Schwanzjagen als Stresszeichen erkennst?

An dieser Stelle behaupten leider viele andere, dass dein Hund dich manipuliert. Das stimmt allerdings nicht. Dein Hund kann dir nicht sagen, dass er sich gerade langweilt, er dringend raus muss, das akute Bedürfnis zum Rennen hat oder er sich unsicher bis überfordert fühlt. Er kann dir auch keinen Brief schreiben.

Er kann lediglich die Verhaltensweisen anwenden, die in der Vergangenheit zum Erfolg geführt haben.

Das ist weder Manipulation noch Dominanz. Es ist schlicht und einfach alles, was Hunde machen können.

Tipp zum Erkennen: Beobachte dich selbst. Wie reagierst du, wenn dein Hund seinen Schwanz jagt? Bist du dabei fröhlich? Zückst du sofort ein Leckerli? Spurtest du herbei? Beendest du eine anstrengende Situation direkt? Ist dein Verhalten vorhersehbar, kommuniziert dein Hund mit dem Jagen seines Schwanzes sehr klar, dass er dich genau zu diesem bestimmten Verhalten bewegen will.

Grund 12: Fehlempfindungen

Kennst du das ekelhafte Kribbeln, wenn dein Fuß eingeschlafen ist oder das seltsame Gefühl, wenn du dich am Musikerknochen stößt?

Ameisenlaufen, Kribbeln, Stiche, Schmerzen und Zuckungen können aus vielerlei Gründen auftreten und deinen Hund nerven. Sie können beispielsweise auftreten, wenn die Rute geklemmt oder gestoßen wurde oder sich dein Hund daraufgelegt hat. Allerdings können sie auch das Symptom einer ernsthaften Erkrankung sein.

Tipp zum Erkennen: Hier funktioniert nur das Ausschlussverfahren. Achte zudem darauf, ob dein Hund weitere Anzeichen für eine Krankheit zeigt.

Grund 13: Alter

Junge Hunde jagen ihre Rute häufiger als ältere Vierbeiner. Ein Problem steckt nicht dahinter. Lediglich mehr Spieltrieb. Hinzu kommt, dass junge Hunde oder Neuzugänge in deinem Zuhause häufiger verwirrt sind und sich überfordert fühlen. Daher kommt es auch häufiger zu Übersprungshandlungen.

Mein Hund jagt seinen Schwanz – gesund oder krankhaft?

Betrachte die Jagd nach dem Schwanz immer im Kontext. Jagt dein Hund seine Rute gelegentlich, wenn er ohnehin gerade im Spielmodus ist? Oder springt er mehrmals täglich wie von der Tarantel gestochen auf und beißt aggressiv danach? Tritt das Verhalten bei Nervosität auf oder wenn dein Hund länger nichts zu tun hatte?

Wenn du den Hintergrund mit einbeziehst, wird der Grund oftmals sofort klar. In der Folge weißt du auch, ob ein Problem besteht und ob du handeln musst.  

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