Von einer schlanken Taille ist dein Hund weit entfernt? Soll dein Hund abnehmen, raten viele sofort zu einer Diät. Diese bringt aber mehr Nachteile als Vorzüge mit sich und hat mit gesundem Abnehmen beim Hund nichts zu tun.
- Hund muss abnehmen – so geht’s ohne Diät
- Nachteile einer Diät beim Hund
- Mein Hund hat Übergewicht – finde die Ursache
- Nahrungsumstellung statt Diät für den Hund
- Hund muss abnehmen – mehr Aktivität einbauen
- Leckerlies abziehen oder nicht?
- Richtige Reihenfolge einhalten
- Wie schnell darf mein Hund abnehmen?
Hund muss abnehmen – so geht’s ohne Diät
Um Übergewicht beim Hund zu erkennen, reicht der Blick auf die Waage nicht. Richte dich stattdessen nach dem Body Condition Score (BCS). Auf der Skala gelten 4 und 5 als ideal. Alles darüber reicht vom leichten bis zum krankhaften Übergewicht.
Hat dein Hund tatsächlich zu viel Fett auf den Rippen und am Bauch, müssen die Polster abgebaut oder umgebaut werden. Eine Diät ist allerdings nicht der richtige Weg.
Nachteile einer Diät beim Hund
Wer abnehmen will, macht eine Diät. Das ist doch klar. Es scheint regelrecht in Stein gemeißelt zu sein.
Dabei wissen wir längst, dass eine zeitlich begrenzte Diät auch nur zeitlich begrenzt funktioniert. Wer gesund und langfristig abnehmen möchte, stellt die Ernährung um und bewegt sich mehr.
Abgesehen von dem zeitlich eingeschränkten Erfolg bringt eine Diät für Menschen ebenso wie für Hunde einige Nachteile mit sich:
- Jo-Jo-Effekt: Mühsam ein paar Kilo runtergehungert, schon sind nach der Diät wieder mehr drauf als vorher. Also Zeit für die nächste Diät, die zu noch mehr Gewicht führt. Wer sich oder seinen hilflosen Hund Diäten verschreibt, begibt sich in einen Teufelskreis.
- Futter wird zur Ressource: Hunde sind auf ihren Menschen angewiesen und haben generell wenig Mitspracherecht. Wann und was es zu essen gibt, wann und wie lange sie draußen sind – es obliegt dem Zweibeiner. Und vergessen wir auch nicht die Diskussionen darüber, ob sie die tote Maus da drüben fressen oder den Garten einmal gepflegt umbuddeln dürfen. Fressen ist von Grund auf eine wichtige Ressource. Sie gewinnt noch an Bedeutung, wenn sie verknappt wird. Das zieht gefährliche Folgen nach sich.
- ständiger Hunger: Ständiger Hunger durch eine Diät anstelle einer durchdachten Ernährungsumstellung verwandelt Hunde schnell in wandelnde Staubsauger und kann sie zu ständigen Futtersuchern werden lassen.
- Gereiztheit und Aggression: Einen Hund auf FdH (Friss die Hälfte) zu setzen, erzeugt Hunger. Anhaltender Hunger erzeugt wiederum Gereiztheit und Aggressionen. War dein Hund bisher freundlich, scheinbar ausgeglichen und ruhig? Anhaltender Hunger kann das ändern.
- potenzieller Nährstoffmangel: Einfach die Futtermenge zu reduzieren, mag im ersten Moment logisch klingen. Dabei wird aber nur allzu gerne vergessen, dass neben weniger Kalorien auch weniger essenzielle Nährstoffe im Napf landen. Das kann wiederum zu einer Unterversorgung führen, die das Gegenteil von gesund ist.
Aber wie funktioniert das Abnehmen beim Hund ohne Diät denn nun? Die folgenden Schritte zeigen es dir.
Mein Hund hat Übergewicht – finde die Ursache
Der erste Schritt auf dem Weg zur schlanken Linie ist das Herausfinden der Ursache für das Übergewicht. Überprüf die Haltung und die Fütterung selbst und notier den Tagesablauf samt Mahlzeiten, Leckerlies, geistiger und körperlicher Beschäftigung. Typische Gründe für Übergewicht bei Hunden sind:
- zu viel vom falschen Futter
- zu wenig Bewegung
- Langeweile
- Krankheiten
- extreme Ressourcenverteidigung
Eine Futterumstellung und mehr Bewegung helfen nicht bei Krankheiten oder, wenn dein Hund gelernt hat, dass er so schnell wie möglich so viel wie möglich fressen muss und dabei sein Sättigungsgefühl ignoriert.
Ist die Ursache gefunden und wurde dein Tier umfassend untersucht, kannst du das Abnehmen gezielt angehen und auf deinen Hund anpassen. Dadurch wird es effektiver.
Nahrungsumstellung statt Diät für den Hund
Das Futter einfach zu reduzieren, wird trotz besserer und gesünderer Alternativen gerne empfohlen. Was dabei immer wieder ignoriert wird:
Dein Hund kann sich satt fressen und dennoch weniger Kalorien aufnehmen.
Langfristig ist das die beste Option dafür, Übergewicht beim Hund in einem gesunden Tempo abzubauen und es fernzuhalten.
Anstatt eine vorübergehende Diät durchzustehen, ist die Umstellung auf eine kalorienarme Fütterung deutlich einfacher, gesünder und angenehmer für dich und deinen Hund.
Lightfutter oder kalorienarme Alternativen
Lightfutter bringt weniger Kalorien mit sich, hat aber dennoch die benötigten Nährstoffe. Möchtest du nicht auf teures Fertigfutter zurückgreifen, kannst du durch kalorienarmes Barfen oder Kochen auf die schlanke Linie hinarbeiten.
Mageres Fleisch, Lunge, magerer Fisch, Reis statt Getreide und kalorienarmes Gemüse. In frischer oder gekochter Form bringen sie einen hohen Wassergehalt und Ballaststoffanteil mit sich. Sie machen es einfach, den Napf zu jeder Mahlzeit richtig zu füllen und doch Fettpolster abzubauen.
Viel Futter, weniger Kalorien
Wasser- und ballaststoffreiches Futter hat ein deutlich größeres Volumen, sättigt schneller und bringt die Pfunde zum Schmelzen. Denn es erzeugt ein Kaloriendefizit. Und das, ohne deinen Hund hungern zu lassen.
Barf und selbst zu kochen sind gute Möglichkeiten dazu, die kalorienarmen Anteile zu erhöhen. Aber auch bei Fertigfutter kannst du Zusätze verwenden, um das Volumen deutlich zu erhöhen und die Sättigung beim Abnehmen zu begünstigen.
Gut geeignet sind:
- geriebene Karotte oder Pastinake
- hauchdünn geschnittene grüne Gurke
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Chinakohl
- Fenchel
- Salat
- Spinat
- Zucchini
- aufgeweichte Gemüseflocken (ohne Mais)
- Futterzellulose
- Vollkornreis
Kalorienarme Leckerlis
Hat dein Hund Übergewicht, musst du auf alle aufgenommenen Kalorien achten. Dazu gehören auch die Leckerlies beim Training, Kauartikel und gefüllte Kongs zur Beschäftigung und das Stück Käse oder Wurst vom Tisch als abendlicher Betthupferl.
Ersatzloses Streichen bringt ebenso wie das bloße Reduzieren der Futtermenge zahlreiche Nachteile mit sich. Oft fällt es zudem Hund und Halter schwer, was die Erfolgschancen senkt. Besser ist es, auch die Snacks und Belohnungen gegen kalorienarme Varianten zu tauschen. Empfehlenswert sind:
- Gemüsechips
- Light-Trockenfutter
- getrocknete Lunge
- getrocknete Hühnermägen oder -herzen
- selbstgemachte Harzer-Käse-Chips
- frisches Gemüse und Obst
- getrocknete Kaninchenpfoten und -ohren
Extra-Tipp: Übertreib es mit der Umstellung, dem Obst und Gemüse anfangs nicht. Das rächt sich schnell durch Verdauungsbeschwerden. Eine schrittweise Umstellung, bei der du jeden Tag etwas mehr der kalorienarmen Futteroptionen und Leckerlies gibst, führt dich ebenfalls zum Ziel. Sie ist jedoch schonender und beugt Problemen vor.
Hund muss abnehmen – mehr Aktivität einbauen
Bewegung, Muskelaufbau und geistige Auslastung gehören zu einem gesunden Hundeleben. Beim Abnehmen spielen sie ebenfalls entscheidende Rollen und bringen mehrere Vorteile mit sich, die dir und deinem Hund zugutekommen.
Gelenkschonende Bewegung und Auslastung
Regelmäßige und ausreichende Bewegung ist wichtig für das Herz, den Kreislauf, die Muskulatur, die Durchblutung, das Hirn und nicht zuletzt für die schlanke Linie. Der Aufbau von Kondition und Muskeln hat noch weitere positive Nebeneffekte in Form der Beschäftigung und dem erhöhten Grundumsatz.
Durch die Beschäftigung für Körper und Geist ist nicht mehr das Fressen das Highlight des Tages, sondern die Zusammenarbeit mit dir. Hunde, die bisher aus Langeweile gefressen haben, profitieren seht stark davon. Die Vorzüge erstrecken sich jedoch auf alle Vierbeiner.
Sind die Gelenke durch das Übergewicht bereits belastet, musst du bei der körperlichen Auslastung allerdings langsam und gelenkschonend vorgehen. Anderenfalls riskierst du weiter Schäden, die zu chronischen Schmerzen führen oder diese verschlimmern können.
Leicht und dennoch effektiv sind unter anderem:
- Schwimmen: Bedenke hierbei bitte, dass nicht jeder Hund schwimmen kann. Mit etwas Gewöhnung und Sicherheitsmaßnahmen kann sich aus deinem Sofalöwen aber durchaus ein Wasserhund entwickeln.
- Aquatherapie: Tierphysiotherapien mit einem Unterwasserlaufband sind immer dann ideal, wenn dein Hund sehr starkes Übergewicht aufweist und sich bei Bewegungen schwertut. Auf dem speziellen Aqua-Laufband hat dein Hund zugleich Auftrieb und läuft gegen einen Widerstand. Das bewirkt einen schnellen Muskelauf- und Fettabbau.
- Curving: Ähnlich dem Agility werden hier Hindernisse überwunden. Allerdings geht es nicht um Geschwindigkeit und auch die Sprünge entfallen. Damit ist es ideal als gelenkschonende Aktivität.
- Mantrailing: Bei der Spur- oder Personensuche folgt der Hund einer extra für ihn gelegten Fährte. Entsprechende Kurse werden von immer mehr Hundeschulen angeboten, damit zu starten und es aus Spaß zu verfolgen ist jedoch auch im Alleingang problemlos möglich.
- Spaziergänge: Der Klassiker und leider unterschätzt – Spaziergänge im gemächlichen Tempo sind entspannend und gesund. Steigere die Dauer schrittweise und achte darauf, dass sich dein Hund (vor allem im Sommer) nicht übernimmt.
- Tricksen: Ein alter Hund lernt keine neuen Tricks? Von Wegen! Neue Kommandos einzuüben, beschäftigt den Kopf, macht Spaß und erweitert das Repertoire deines Hundes. Zudem stellt es eine wunderbare Möglichkeit dar, sich einen Teil des Futters zu „erarbeiten“.
- Cavaletti-Übungen: Aufgrund der gelenkschonenden Auslegung werden sie auch in der Hundephysiotherapie eingesetzt, lassen sich aber ebenso im Garten wie zu Hause durchführen.
Fütterung zur Beschäftigung machen
Die Hauptmahlzeit(en) des Tages sollte dein Hund immer ungestört, in Ruhe und ohne Anforderungen deinerseits einnehmen können. Anderenfalls begünstigst du Ressourcenverteidigung, hastiges Fressen und damit auch Überfressen.
Kann er sich hingegen entspannt satt fressen und wird ausgefüttert, kommt das dem Sättigungsgefühl und der schlankeren Linie zugute.
Kleine Zwischenmahlzeiten in Form kalorienarmer Leckerlies kann sich dein Hund aber sehr wohl verdienen. Sie dienen als Motivation beim Schwimmen, bei Curving und Cavaletti, sind eine Belohnung für korrekt ausgeführte Kommandos und ideal für Nasenarbeit wie Mantrailing.
Zusätzlich kannst du mit ihnen Spiele veranstalten, die weder viel Vorbereitung noch Aufwand erfordern.
Die rollende Reiswaffel
Luftig, leicht, knusprig, günstig, gut verdaulich und sie rollt: Die Reiswaffel eignet sich wunderbar für kleine Jagdspiele drinnen. Stell sie auf die Kante und lass sie losrollen. Wiederhol das Spiel so lange, bis dein Hund sie erwischt und zur Belohnung knuspern darf.
Der Bewegungsreiz setzt nach einigen Versuchen auch die meisten Hunde in Bewegung und sorgt damit für ein klein wenig mehr Aktivität im Alltag.
Der Raschelkarton
Ein Pappkarton, zusammengeknülltes Papier oder Stofffetzen und ein paar Leckerlies – schon kann der zerstörerische Spaß losgehen.
Das Kratzen und Suchen nach den Snacks sorgt für Bewegung, motiviert und lässt sich in der Schwierigkeit variieren. Pack die Futterbrocken in alte, aussortierte Socken, in Papprollen oder in zusammengeknülltes Papier.
Bis dein Hund sich dazu vorgekämpft hat, ist er beschäftigt und aktiv.
Schleckmatten & Co.
Es gibt auf dem Markt einige Lösungen, um deinen Hund mit Futter zu beschäftigen. Darunter:
- Intelligenzspielzeuge
- Leckerli-Rollen
- Schleckmatten
- Schnüffelteppiche
- Suchspiele mit versteckten Leckerlies
Bastelst du gerne, kannst du einiges davon nachbauen. Achte dabei jedoch auf die Sicherheit.
Für einfache Suchspiele versteckst du Leckerlies in der Wohnung und schickst deinen Hund auf die Suche.
Sei experimentierfreudig und finde heraus, wodurch sich dein Hund am besten motivieren lässt. Abwechslung und Neues in den Alltag zu integrieren, ist in jedem Fall gut. Bei übergewichtigen Hunden kann es zudem die Freude an der Bewegung wiedererwecken und zum gesunden Abnehmen des Vierbeiners beitragen.
Leckerlies abziehen oder nicht?
Viele plappern fröhlich nach, was andere postulieren: Natürlich musst du jedes Leckerli von der Tagesration abziehen!
Das stimmt jedoch nicht.
Wie so oft bei Pauschalisierungen sind sie schlicht zu pauschal. Hast du die Ernährung komplett umgestellt, fütterst deinen Hund jetzt kalorienarm, wasser- und ballaststoffreich, sorgst für deutlich mehr Bewegung und wirfst Leckerlies nicht mit beiden Händen in alle Richtungen: Nein, dann musst du sie nicht abziehen.
Das gilt vor allem dann, wenn auch die Leckerlies kalorienarm sind. Kohlrabi, Radieschen, Karotten oder Brokkoli – es gibt deutlich mehr Hunde, die gerne Gemüse essen als viele Menschen denken.
Bedenke zudem, dass dein Hund bei gesteigerter Aktivität mehr Kalorien verbraucht, Muskeln aufbaut und einen gesteigerten Grundumsatz entwickelt. Sparsam eingesetzte oder kalorienarme Leckerlies schlagen sich dann nicht als Fettpolster nieder.
Richtige Reihenfolge einhalten
Spaziergang, Training oder Beschäftigung, Futter – laste deinen Hund vor den Mahlzeiten aus. Auf diese Weise folgst du dem natürlichen Rhythmus und sorgst für entspannteren Schlaf im Anschluss.
Wie schnell darf mein Hund abnehmen?
Ist klar, dass ein Hund abnehmen muss und ansonsten gesundheitliche Schäden drohen, ist die Angst bei vielen Haltern oftmals groß.
In blinden Aktionismus zu verfallen und eine Crash-Diät durchzuziehen, ist aber ebenso sinnlos wie gefährlich. Dein Hund sollte langsam und kontinuierlich abnehmen, um keine Probleme zu erzeugen.
Gut sind 1 bis 3 Prozent des aktuellen Körpergewichts pro Woche. Bei einem 20 kg schweren Hund wären das also 200 bis 600 Gramm pro Woche.
Vergiss zudem nicht, dass sich das Gewicht bei parallelem Muskelaufbau in geringerem Maße verändert oder sogar stagniert.
Achte immer auf den Body Condition Score! Dieser zeigt dir deutlich besser als die Waage, ob das Abnehmen oder besser gesagt der Fettabbau bei deinem Hund in die richtige Richtung geht.

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