Hund aus dem Tierschutz aufnehmen – worauf achten?

Heimische Tierheime und auch der Auslandstierschutz haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Zugleich halten sich Vorurteile gegen die „Tierschutz-Uschis“ und gegen die Hunde aus Tierheimen hartnäckig. Wenn du dich bereits für einen Vierbeiner aus dem Tierschutz interessierst oder dich einfach über alle Möglichkeiten informieren möchtest, erhältst du hier die passenden Infos.

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  1. Vorurteile gegen Hunde aus dem Tierschutz
  2. Vorurteile gegen den Tierschutz
    1. Falsche Vorstellungen verbreiten sich wie ein Lauffeuer
    2. Enttäuschung über Absagen
    3. Falsche Vorstellungen
  3. Schau im Tierschutz genau hin und frag nach
  4. Ein Hund aus dem Tierheim zieht ein
  5. Hunde aus dem Auslandstierschutz

Vorurteile gegen Hunde aus dem Tierschutz

Alle Hunde aus dem Tierheim haben „Baustellen“. Das wird gerne behauptet. Vielleicht sind sie auffällig geworden, sind stur, aggressiv, lassen sich nicht erziehen oder weisen Störungen auf. Das stimmt schlicht nicht.

Viele Tiere landen nicht im Tierheim, weil sie problematisch sind. Sie landen dort, weil:

  • – der Halter verstorben ist
  • – die Halter sich getrennt haben
  • – sie unbedacht angeschafft wurden
  • – Vernunft beim Menschen fehlt
  • – die Verantwortung für einen Hund unterschätzt wurde
  • – ein Trendhund angeschafft oder eine ungeeignete Rasse gewählt wurde
  • – die Vorstellung von dem Leben mit Hund falsch war

Ein Blick auf die Einschränkungen zu Corona reicht, um die Verantwortungslosigkeit vieler Menschen zu verdeutlichen. Als Urlaube flachfielen und das Ausgehen beschränkt war, Homeoffice zumindest zeitweilig möglich und die Langeweile groß war, gab es eine regelrechte Hundeflut.

Tierheime waren leergefegt und jeder Hinterhof-Vermehrer konnte sich an lieblos aufgezogenen Welpen eine goldene Nase verdienen.

Als die Beschränkungen wegfielen, begannen die Tierheime aus allen Nähten zu platzen. Die massenhaften Abgaben sind nicht darauf zurückzuführen, dass die Vierbeiner gemeinschaftlich einen Rappel bekamen und ganz plötzlich Baustellen aufwiesen.

Es waren einzig und allein die Menschen, die sie sich unbedacht angeschafft hatten und sie lediglich als Zeitvertreib betrachteten. Nicht aber als Familienmitglied oder zumindest als denkendes und fühlendes Lebewesen, für das sie die Verantwortung übernommen haben.

Dabei kann es sich um vollkommen normale, freundliche und pflegeleichte Hunde handeln, die keinen weiteren Aufwand als eine geduldige Eingewöhnung in ihr neues Zuhause und in dein Leben benötigen.

Bei Tieren aus dem Auslandstierschutz verhält es sich etwas anders. Doch dazu erfährst du später mehr.

Vorurteile gegen den Tierschutz

Wer im Tierschutz beruflich oder ehrenamtlich tätig ist, hat nicht immer den besten Ruf. Die verunglimpfende Bezeichnung „Tierschutz-Uschi“ wird häufig verwendet. Warum gibt es ausgerechnet in einem Bereich, in dem Menschen Tieren helfen, so viele Vorurteile?

Manche Gründe werden dich überraschen:

Falsche Vorstellungen verbreiten sich wie ein Lauffeuer

Bei Vorkontrollen werden die Sockenschubladen durchsucht, Tierheime geben Hunde nur an reiche Menschen mit Haus und Garten ab und haben absurde Vorstellungen.

Diese und ähnliche Vorstellungen höre ich immer wieder: Von Menschen, die keinerlei Erfahrung mit Tierheimen haben. Sie haben sich noch nie für ein Tier beworben, hatten noch nie eine Vorkontrolle und kennen sich nicht einmal im Ansatz mit den Abläufen aus – dennoch haben sie kein Problem damit, dieses vermeintliche „Wissen“ zu verbreiten.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Zwar gibt es, wie überall im Leben, durchaus schwarze Schafe. Ebenso gibt es aber eine ganze Reihe seriöser Vereine und Organisationen, die weder absurde Vorstellungen haben noch bei einer Vorkontrolle deiner Unterwäsche durchsuchen.

Enttäuschung über Absagen

Hast du schon einmal den Ausdruck: „Saure Trauben!“ gehört? Er stammt aus einer von Äsops Fabel. Ein Fuchs versucht verzweifelt, an Trauben zu gelangen, die außerhalb seiner Reichweite hängen. Als es ihm nicht gelingt, zieht er beleidigt von Dannen und behauptet, die von ihm begehrten Trauben wären ohnehin sauer.

Möchte jemand unbedingt einen Hund haben, in den er sich bereits „verliebt“ hat – obwohl er den Hund nur von einem Foto kennt – und bekommt er ihn aufgrund fehlender oder falscher Voraussetzungen nicht, dann ist der Tierschutz schuld, hat übertriebene Anforderungen oder will ohnehin keine Tiere vermitteln.

Leider ist es nicht selten, dass die schlechten Aussagen über den Tierschutz aus verletzten Egos entstehen.

Falls dich die Gegenseite interessiert, habe ich dir hier Beispiele aus dem Alltag zusammengestellt:

  1. Rebecca* hat sich unsterblich in einen Hund aus dem Tierheim verliebt. Besser gesagt: In sein Foto. Sie hat den Vierbeiner noch nie gesehen. Der Hund braucht einen erfahrenen Halter und ein ruhiges Umfeld. Rebecca hatte noch nie ein Haustier und wohnt in einer hellhörigen Einraumwohnung mitten in der Großstadt. Ihr wird mehrfach geduldig erklärt, warum dieser Hund nicht zu ihr passt. Sie bekommt noch am Telefon einen Wutanfall und schreit: „Dann gehe ich eben zum Züchter!“ Sie rät in der Folge allen von Tierheimen und Tierschutz ab, da diese „Vorurteile gegen junge Singles, Ersthundehalter und Hunde in der Stadt haben.“
  2. Kurt* und seine Familie wollen einen Hund aus dem Tierheim. Der Hund ist schon ausgesucht, bevor sie ihn getroffen haben. Es darf nur dieser eine sein. Der Hund hat einen großen Bewegungsbedarf, reagiert auf Kinder gestresst und schreckt bei lauten Geräuschen zusammen. Kurt* hat drei kleine Kinder, eine laute Frau und ein Haus voller Trubel. Dass dieser Hund nicht zu ihm und den Umständen passt, möchte er nicht hören. Ihm wird angeboten, einen anderen Vierbeiner kennenzulernen, der passen könnte. Diesen Vorschlag lehnt er ab, bevor es zu einem Kennerlernen kommt. „Das Tierheim will gar keinen vermitteln!“, behauptet er später.
  3. Heike und Michael* wollen einen Hund aufnehmen, der in ihr Leben passt. Groß soll er sein und was her machen. Er soll aber bitte nie an der Leine ziehen, muss perfekt hören und mit einem Spaziergang pro Tag zufrieden sein. Denn Heike hat Schulter, Michael hat Rücken und beide haben eigentlich keine Zeit für einen Hund und keine Lust auf Erziehung. Sechs Monate später muss der Hund, den sie vom Züchter geholt haben, von der Feuerwehr aus einem See gerettet werden. Neun Monate später ist er tot. Da er an der Leine zog, haben sie vollständig darauf verzichtet. Der Hund hat es mit dem Leben bezahlt. Bis heute behaupten sie dennoch stocksteif, dass das ablehnende Tierheim idiotisch ist. Sie sind die idealen Halter.

*Die Namen sind frei erfunden, die Geschichten haben so stattgefunden und sind lediglich drei der unzähligen Highlights, die sich im Tierschutz erleben lassen.

Von dem Typen, der fragte „Welche Hunde kommen gut bei Frauen an?“ bis hin zu der Frau, die nur einen Hund wollte, um über die Trennung von ihrem Freund hinwegzukommen und nach einer freundlichen Aufforderung, erst einmal über die Anschaffung eines Hundes wirklich nachzudenken, Morddrohungen aussprach – im Tierschutz lernt man Extreme kennen.

Falsche Vorstellungen

Manche Menschen glauben, Tierheime und Tierschutzvereine müssen daran interessiert sein, so schnell wie möglich, so viele Tiere wie möglich zu vermitteln. Daher müssen sie auch froh sein, wenn ganz egal, wer einen Hund will.

Das stimmt nicht.

Das Hauptziel jeder guten und seriösen Tierschutz-Organisation ist es, den passenden Hund mit den passenden Menschen zusammenzuführen. Der Vierbeiner soll lebenslang ein sicheres Zuhause haben. Dieses Ziel wird nicht erreicht, wenn alle wahllos vermitteln und Hunde abgeben, weil sich Menschen in ein Foto verliebt und dazu noch falsche Vorstellungen haben.

Zu diesen falschen Vorstellungen gehört es auch, dass sich mit „Liebe“ alles lösen lässt oder man den Hund schon passend machen kann. Leider sind es genau diese Einstellungen, bei denen es zu Problemen und Rückgaben kommt. Damit ist weder Hund noch Haltern oder Tierheim geholfen.

Schau im Tierschutz genau hin und frag nach

Ebenso wie bei Züchtern und bei privaten Abgaben über Kleinanzeigen gibt es gute, seriöse Vereine und unseriöse Vermittler, die tatsächlich nur daran interessiert sind, möglichst schnell möglichst viele Hunde zu vermitteln. Ob die Voraussetzungen für diesen oder überhaupt für einen Hund passen, ist für sie unerheblich.

Mit anderen Worten: Es geht nicht um die Tiere.

Daher musst du – unabhängig ob Züchter, privater Verkäufer oder Tierschutz – genau hinschauen. Die folgenden Tipps helfen dabei:

  1. Interesse an dir: Seriöse Tierheime und Vereine sind daran interessiert, wo und bei wem ihre Schützlinge landen. Wohnsituation, Absicherung und Erfahrung spielen entscheidende Rollen. Daher werden dir umfassende Fragen gestellt. Zusätzlich kann es eine Vorkontrolle und Nachkontrollen geben.
  2. Umfassende und ehrliche Angaben: Seriöse Vermittler teilen dir von sich aus alle Informationen mit, die sie über den Hund haben. Sie beantworten deine Fragen und sagen offen, wo potenzielle Probleme liegen oder was noch nicht bekannt ist. Dazu gehört auch die gesundheitliche Seite.
  3. Kennenlernen: Im seriösen Tierschutz gehst du nicht in ein Tierheim oder zu einer Pflegestelle, führst ein kurzes Gespräch und bekommst danach einen Hund ausgehändigt. Stattdessen findet ein schrittweises Kennenlernen statt. Dazu gehört es in der Regel, mehrere Spaziergänge miteinander zu unternehmen und auch ein Probewohnen oder eine Probephase sind möglich. In dieser Zeit gehört der Hund noch dem Tierheim, wohnt jedoch bereits bei dir. Läuft dabei alles glatt, erfolgt die offizielle Übergabe.

Mit diesem Vorgehen soll sichergestellt werden, dass du eine informierte und vorbereitete Entscheidung triffst und der Hund nicht nächste Woche oder auch nächsten Monat wieder im Tierheim landet oder über die Privatanzeigen zum Wanderpokal wird.

Ein Hund aus dem Tierheim zieht ein

Auch wenn nicht jeder Hund aus dem Tierheim Baustellen mit sich bringt, hat er schwere Erfahrungen im Gepäck. Vielleicht hatte er zuvor einen liebevollen Halter, der plötzlich nicht mehr da war. Stattdessen saß er auf einmal in einem Käfig und verstand die Welt nicht mehr.

Vielleicht stammt er auch von einem Halter, der ihn vernachlässigt hat und saß dann in einem Käfig und verstand die Welt nicht mehr.

Auch den Umzug zu dir wird er zum einen nicht sofort verstehen und zum anderen wird er dem neuen, schönen Zuhause nicht direkt trauen. Wer weiß schon, wann er wieder wegmuss?

Die wichtigsten Punkte am Anfang sind daher Verständnis, Geduld und das Aufbauen einer Bindung.

Hunde aus dem Auslandstierschutz

Der Auslandstierschutz weist im Vergleich zu hiesigen Tierheimen einige erhebliche Unterschiede auf, die du kennen solltest, bevor du einen Hund aufnimmst.

Aus diesem Grund kannst du im ausführlichen Ratgeber alle wichtigen Punkte zum Auslandstierschutz nachlesen.

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