Du hast dich in einem Tierheim oder auf der Website einer Tierschutzorganisation umgeschaut und musst schon allein zum Kennenlernen eine Selbstauskunft abgeben? Viele Menschen sind davon verwirrt oder sogar abgestoßen. Doch warum will der Tierschutz so viele Informationen von dir? Hier erfährst du die überraschenden Antworten.

- Warum will der Tierschutz so viele Informationen von Interessenten?
- Ist das Tierheim übergriffig?
- Kontrollen sind zur Sicherheit da – nicht, um dich zu ärgern
- Extra-Tipp: Informier dich und stell Rückfragen
Warum will der Tierschutz so viele Informationen von Interessenten?
Selbstauskunft, Kontoauszüge, Erlaubnis des Vermieters zur Hundehaltung, Bestätigung des Arbeitgebers zum dauerhaften Arbeiten im Homeoffice, Vorkontrolle und Nachkontrolle – die Liste der Nachweise für einen Hund aus dem Tierschutz kann sehr lang sein. Das ist abhängig von dem Verein oder der Organisation.
Aber warum haben Tierheime und Pflegestellen diese hohen Anforderungen, wenn du bei einem Züchter nur zu Besuch kommen und das Geld auf den Tisch legen musst?
Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Schauen wir sie uns einmal genauer an:
#1: Tierheim-Tiere hatten bereits verantwortungslose Halter
Wenn Tiere im Heim landen, liegt das meist an einer unbedachten Anschaffung. Oftmals war die Rasse nicht passend gewählt, sondern die Menschen gingen nur nach der Optik des Hundes. Oftmals war nicht bewusst, wie viel Arbeit ein Hund macht und wie viel er an Zeit und Geld kostet.
In sehr vielen Fällen haben die Halter nicht für den Notfall geplant.
Was, wenn sie selbst krank oder verletzt sind? Was, wenn der Hund nicht alleine bleiben kann, aber auch nicht mit ins Büro darf oder kann? Was, wenn sich die Halter trennen und keiner der Partner alleine für den Hund aufkommen und ihn versorgen kann? Was, wenn der Halter stirbt, chronisch krank wird oder den Job verliert?
Tierheime und seriöse Tierschutz-Organisationen wollen verhindern, dass es nochmal zu einer solchen unbedachten Anschaffung kommt. Daher stellen sie viele Fragen, die sich jeder Interessent bereits im Vorfeld selbst gestellt haben sollte.
- Darf ich einen Hund halten? Oder könnte der Vermieter mir das verbieten?
- Habe ich Pläne für den Notfall?
- Wo bringe ich meinen Hund unter, wenn er nicht allein bleiben kann?
- Wer kümmert sich, wenn ich krank bin?
- Habe ich genug Geld, um Futter, Tierarzt, Steuer und Versicherung zu bezahlen?
- Habe ich ausreichend Zeit, um mich jeden Tag richtig um einen Hund zu kümmern?
- Bin ich bereit, an Problemen zu arbeiten?
Leider reden es sich nach wie vor zahlreiche Menschen schön, wenn sie sich einen Hund anschaffen. „Das wird schon!“ „Man kann ja nicht für alles planen!“ „Ich finde dann schon eine Lösung!“
Denk daran, dass sich die ersten Halter der Hunde im Tierheim genau das gedacht haben. Vielleicht haben sie im Anschluss eine Gebühr für die Abgabe bezahlt. Die größte Rechnung bekommen aber die Vierbeiner, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurden, weil sie an einen gelinde gesagt unfähigen, unverantwortlichen Halter geraten sind.
Damit das nicht noch einmal passiert, stellen Mitarbeiter im Tierheim lieber eine Frage zu viel, als eine Frage zu wenig. Sie wollen so sicher wie möglich sein, dass sie den Hund dauerhaft vermitteln und er nicht zum Rückläufer oder gar zum Wanderpokal wird. Und damit sind wir beim zweiten Grund für genaue Kontrollen angelangt:
#2: Tierheim-Hunden haftet ein Stigma an
Wenn ein Hund im Tierheim landet, kommt bei vielen Menschen vor allem ein Gedanke auf: Dieser Hund hat Probleme. Er hat Baustellen. Bestimmt ist er unerzogen oder gar traumatisiert.
Im Gegensatz zum perfekten kleinen Welpen vom Züchter ist ein Tierheim-Hund ein beschriebenes Blatt und bei vielen schwingt mit, dass der Vierbeiner in irgendeiner Form schuld daran ist, im Heim gelandet zu sein.
Der Secondhand-Hund geht ja noch. Eventuell waren die Vorbesitzer einfacher unfähig. Und damit sind wir beim ABER:
Ein Hund, der mehrfach ins Tierheim zurückkam, lässt nur wenige Rückschlüsse zu.
- Der Hund ist so verhaltensauffällig und anstrengend, dass ein normales Leben mit ihm nicht möglich ist.
- Das Tierheim ist unfähig bei der Vermittlung.
- Das Tierheim verschweigt etwas.
Die Chancen eines solchen Tieres, noch ein schönes und fähiges Zuhause zu finden, sinken dadurch enorm. Um das Risiko solcher Fehlvermittlungen zu verhindern, werden Interessenten auf Herzen und Nieren geprüft. Das gilt zumindest für seriösen Tierschutz.
#3: Genaue Kontrollen sieben ungeeignete Halter aus
Menschen außerhalb des Tierschutzes können sich nur im Ansatz oder auch gar nicht vorstellen, wie viele Leute spontan ein Tier anschaffen wollen – und vollkommen ungeeignet sind oder sich keinerlei Gedanken über die Verantwortung machen.
Sie sehen das Bild eines niedliches Hundes und „verlieben“ sich auf den ersten Blick. Das mag nett und verständlich klingen, ist aber gefährlich.
Ein Hund bedeutet eine große Verantwortung. Es ist eine Einschränkung, die gut überlegt sein will. Zeit, Geld, Planung und stetiges Dazulernen sind wichtig, damit das Zusammenleben für alle funktioniert.
Bereits dieses kleine Beispiel zeigt, welche Auswirkungen das fellige Familienmitglied auf das Leben im Großen wie im Kleinen haben kann:
Urlaub mit Hund? Urlaub ohne Hund? Einfach kein Urlaub mehr? Sowohl mit Hund in den Urlaub zu fahren als auch eine Fremdbetreuung für die Zeit zu organisieren ist teurer. Vollkommen auf das Verreisen zu verzichten ist für viele unvorstellbar.
Während du bisher den Reisepass und deine Kleidung eingepackt hast und los konntest, musst du dich bei einer hündischen Reisbegleitung über die Einreisebestimmungen, Impfungen, Sicherungen und vor Ort geltende Regeln informieren. In manchen Ländern läufst du mit manchen Rassen sogar Gefahr, dass dein Hund eingezogen wird. Eine fehlende Spritze kann eine mehrwöchige Quarantäne nach sich ziehen.
Verantwortungsvolle Halter wägen die Einschränkungen, Mehrkosten und zeitliche Planung bereits im Vorfeld ab. Sie wissen, ob ihr Vermieter Hunde erlaubt und können das nachweisen. Sie haben kurz gesagt einen Plan A bis G – für alle Notfälle und Änderungen.
„Man kann im Leben nicht alles vorhersehen und planen!“ – diesen Spruch hört man häufig, wenn man nach den Absicherungen fragt. Obwohl es natürlich stimmt, dass niemand 100-prozentige Sicherheit erlangen kann, verrät die Vorbereitung zum einen viel über den Menschen. Zum anderen ist eine sichere Basis eine bessere Grundlage als sich zu denken, man bekommt es schon irgendwie hin.
Ist das Tierheim übergriffig?
Wenn Tierheime oder Tierschutz-Organisationen zahlreiche Fragen stellen, Nachweise fordern und sogar Kontrollen durchführen, fühlt sich manch einer auf den Schlips getreten und empfindet das Vorgehen als übergriffig. Vielleicht erging es dir bereits ebenso.
Bedenke dabei bitte, dass die Tiere in den überwiegenden Fällen gar nicht erst im Heim gelandet wären, wenn Züchter, private Abgeber und weniger seriöse Tierschutz-Organisationen die zukünftigen Halter umfassend überprüfen würden.
Welpe angeschafft und nach zwei Monaten kein Geld mehr für den Hund? Hund übernommen und nun droht der Vermieter mit der Kündigung? Der Hund passt nicht mehr, weil er im Homeoffice angeschafft wurde und nun wieder im Büro gearbeitet werden muss?
Derlei Fälle sind alles andere als selten.
Kontrollen sind zur Sicherheit da – nicht, um dich zu ärgern
Auch wenn dir die Forderungen eines Tierheims oder einer Tierschutz-Organisation auf den ersten Blick absurd oder übergriffig vorkommen, versuch die Seite der Vermittler zu verstehen.
Sie hören nicht nur Tag für Tag, dass erwachsene Menschen selbst entscheiden können, das und welches Tier zu ihnen passt – obwohl diese Menschen sich nicht einmal im Ansatz informiert haben. Sie sehen auch Tag für Tag, was dabei rauskommt, wenn Menschen die falsche Entscheidung treffen oder gar nicht für einen Hund bereit sind und sich dennoch einen anschaffen.
Berücksichtige zudem, dass die Kontrolle auch dir nützt. Du würdest mit einem unpassenden Hund ebenso wenig glücklich werden, wie der Vierbeiner mit dir. Ein liebgewonnenes Tier wieder abgeben zu müssen, weil die Umstände nicht passen, ist ein schreckliches Gefühl für dich und bedeutet eine erneute, immense Umstellung für den Hund.
Die geforderten Informationen dienen euch beiden und sind weder dazu da, die Vermittlung zu vereiteln, noch um Interessenten zu ärgern.
Extra-Tipp: Informier dich und stell Rückfragen
Gut informierte und interessierte Anfragen kommen im Tierschutz ebenso gut an wie bei Züchtern oder Privatpersonen, die sich schweren Herzens von ihrem Hund trennen müssen. Zeig also, dass du nicht einfach nur einen Hund haben möchtest, weil du ihn niedlich findest.
Du solltest dir der Verantwortung bewusst sein und klar sagen können, was du einem Hund bieten kannst.

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