Kläffen kleine Hunde wirklich mehr als große Vierbeiner oder handelt es sich hierbei um ein Vorurteil? Fakt ist, kleine Hunde haben oft mehr Anlass zu bellen als ihre großen Artgenossen. Hier erfährst du die Ursachen dafür und die Fakten rund um das Bellen bei kleinen und großen Hunden.
Bellen kleine Hunde mehr als große Hunde?
Nein, freiwillig bellen kleine Hunde nicht häufiger als ihre großen Artgenossen.
Mit Sicherheit kennst du trotzdem das Vorurteil, dass kleine Hunde Kläffer sind.
- kleine Kläffer
- Fußhupe
- Wadenbeißer
- Taschenalarm
- Teppichratte
- Bodenwurst
- Handtaschenhund
- Wadenschnapper
Du musst noch nicht einmal einen kleinen Vierbeiner halten, um diese Bezeichnungen zu kennen.
Das hat mehrere Gründe, die dich überraschen dürften.
Kleine Kläffer – Grund 1: Fehlender Respekt
Hast du schon einmal erlebt, wie ein Kind vor Freude quietschend auf einen kleinen Hund zustürmt? Wie Fremde im Vorbeigehen den Zwergspitz antatschen? Leute ohne zu Fragen den Chihuahua locken oder bedrängen? Der Shih Tzu von Wildfremden zugelabert und von ihnen begrabscht wird?
Ob du einen Pudel oder einen Pinscher an der Leine hast: Kleine Hunde gelten leider häufig als kostenloser Streichelzoo.
Selbst auf dem Arm ihrer Besitzer oder in der vermeintlichen Sicherheit einer Hundetasche werden sie oftmals so sehr bedrängt, dass sie laut werden müssen, um ihre Individualdistanz zu bewahren.
Bellen und knurren sie, gelten sie als Kläffer, als aggressiv oder unerzogen. Dabei handelt es sich bei diesen Äußerungen um vollkommen normale Verhaltensweisen von Hunden.
Der Unterschied ist die Wahrnehmung kleiner und großer Hunde durch die Gesellschaft.
Kaum einer käme auf die Idee, mal eben einen fremden Rottweiler zu streicheln, zu knuddeln oder sich ihm auch nur zu sehr zu nähern.
Der American Staffordshire Terrier mit dem Nietenhalsband schaut bedenklich? Du bleibst auf Abstand.
Der Zwergpudel mit den lustigen Locken schaut komisch? Na, bestimmt will der nur gestreichelt werden! Bellt er dann, fletscht die Zähne, knurrt, geht nach vorne oder weicht aus, gilt er direkt als typischer kleiner Kläffer.
Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, dass sie große und kleine Hunde unterschiedlich behandeln. Und wenn, dann haben sie einfach „Respekt“ vor dem großen Vierbeiner.
Nein, haben sie nicht. Sie haben keinen Respekt, sie haben Angst!
Denn der Dobermann kann eben deutlich mehr Schaden anrichten als der Malteser.
Aus genau diesem Grund werden kleine Hunde immer wieder bedrängt. Reagieren Sie dann mit natürlicher und typischer Hundesprache, gelten sie als Kläffer.
Dabei unterscheiden sie sich in dieser Hinsicht meist nicht von Malinois oder Akita Inu. Sie sind sogar meist verhaltener.
Ausschlaggebend ist: Kleine Hunde werden häufiger zu Kläffern gemacht.
Kleine Kläffer – Grund 2: Fehlender Schutz
Nicht nur Menschen nehmen kleine Hunde oftmals nicht ernst. Große Hunde können sie ebenfalls bedrängen.
Bus, Bahn, Straße, Fußgängerzone, Feldrand, Einkaufszentrum, eigener Garten – Klein- und Kleinsthunde werden auf der Hundewiese ebenso gejagt und umgerannt wie gelegentlich ernsthaft als Beute angesehen.
Dennoch hält sich beharrlich das Vorurteil, kleine Hunde seien zu sehr beschützt.
Das Gegenteil ist der Fall.
Hunde, die sich beschützt und sicher fühlen, müssen nicht um ihr Leben bellen. Sie müssen sich nicht ständig behaupten und laut werden.
Eigentlich logisch, oder?
Dennoch verbreiten einige sogenannte Experten, dass kleine Hunde häufig überbehütet sind. Auch hierbei gilt wiederum:
Kleine Hunde werden von ihren Haltern oftmals nicht ausreichend auf vermeintlich gefährliche Situationen vorbereitet.
Genau damit sind wir beim nächsten Punkt:
Kleine Kläffer – Grund 3: Fehlende Erziehung und Sozialisierung
Wie so oft liegt es zu einem großen Teil am Halter, ob sich ein Hund zum Kläffer entwickelt oder nicht.
Erziehung und Sozialisierung sind dabei ausschlaggebende Punkte.
Wer einem Hund erlaubt, bei jedem Spatzenpups im Umkreis von drei Kilometern ein Bellkonzert zu veranstalten, wird damit sich und seine Nachbarn erfreuen und sich beliebt machen.
Das Gleiche gilt für das Einstimmen, wenn andere Hunde bellen. Konsequentes Verbieten kann hingegen Wunder wirken.
Bei der Sozialisierung werden von Hundehaltern häufig Fehler begangen, die tatsächlich zu ängstlichen Klein- und Kleinsthunden führen.
Werden Sie beispielsweise bei jeder Sichtung eines größeren Hundes direkt weggezogen oder auf den Arm genommen, während sie ihr Halter ängstlich festklammert, lernen sie größere Hunde generell als Bedrohung und Gefahr wahrzunehmen.
Für eine gute Sozialisierung müssen und sollten sie nicht mit jedem Fremdhund in direkten Kontakt gehen und sie müssen und sollten auch nicht mit dem 90 Kilo schweren Mastiff spielen.
Ein freundliches Beschnuppern oder ein friedliches aneinander Vorbeilaufen sollten typische Erfahrungen sein. Dadurch wird es zu einer entspannten Koexistenz.
Das bedeutet allerdings nicht, dass es grundlegend falsch ist, einen Hund hinter sich zu bringen oder auf den Arm zu nehmen, wenn sich ein anderer Vierbeiner bedrohlich nähert. Im Gegenteil, das ist überaus sinnvoll, um schlechte Erfahrungen oder gar Verletzungen zu vermeiden und damit prophylaktisches Bellen aus Angst gar nicht erst entstehen zu lassen.
Als Halter muss dafür die hündische Körpersprache allerdings gut bekannt sein.
Viele gehen stattdessen nach Rasse und reiner Optik. Der Golden Retriever kann es nur gut meinen und würde nie aggressiv sein – er ist schließlich ein Golden Retriever!
Der schwanzwedelnde Bullterrier in Schwarz kann nur etwas Böses im Schild führen – er ist schließlich ein Bullterrier!
Die Vorteile sind weit verbreitet. Dabei gibt es reichlich grundlegend fröhlich freundliche „Kampfhunde“ und ebenso reichlich Beißvorfälle mit Labrador und Golden Retriever.
Was für dich als Halter immer zählen sollte, ist die tatsächlich vorhandene und gezeigte Körpersprache, nicht das Aussehen und der Ruf.
Kleine Kläffer – Grund 4: Andere Tonlage
Große Hunde bellen in Tenor, Bariton oder als Bass. Kleine Hunde können mit ihren hohen Tönen zwar kein Glas zerspringen lassen, eine Wohltat für das Trommelfell sind sie jedoch ebenfalls nicht.
Ihr Bellen wird oft als nerviger wahrgenommen, weil sie andere Tonlagen aufweisen.
Ein dunkles Brummen eines Autos ist eben auch etwas anderes als das schrille Quietschen eines Keilriemens.
Kleine Kläffer – Grund 5: Kleine Hunde sind häufiger
Ob Stadtpark, Fußgängerzone, Einkaufszentrum oder die kleine Wohnung im Mehrfamilienhaus in einer großen Stadt: Kleine Hunde finden sich häufiger unter vielen Menschen.
Selbst wenn diese jeweils nur ein paar Mal am Tag anschlagen, wirkt es wie häufiges Bellen.
Zusätzlich haben sie mehr Anlass, um zu bellen. Sie sind mehr Geräuschen, Reizen und Menschen ausgesetzt als große Hunde, die immer noch vorrangig im Eigenheim auf dem Land gehalten werden.
Kleine Kläffer und große Beschützer
Hinter dem Gartenzaun bellt ein Chihuahua – typischer kleiner Kläffer.
Hinter dem Gartenzaun bellt sich ein Schäferhund die Birne ab – der beschützt sein Grundstück und seine Menschen. Das ist sein Job. Guter Hund!
So unterschiedlich werden Hunde bei der exakt gleichen Verhaltensweise beurteilt. Das ist traurig bis lächerlich, aber leider die Realität.
Zudem fallen kleine Hunde, die nicht oder kaum bellen, meist gar nicht erst auf. Wer das Vorurteil hat und es glaubt, wird bei Sichtung aber sogar auf einen stillen Hund zeigen und ihn unter kleiner Kläffer verbuchen.
Allerdings sollte das kein Grund dafür sein, das Klischee weiter zu befeuern oder sich aufgrund der Vorurteile anderer gegen einen kleinen Hund zu entscheiden.

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